Fußball überwindet alle religiösen Schranken

In Neuwerk spielten christliche und muslimische Geistliche gegen und miteinander.

Mönchengladbach. Einen Tag nach dem Freitagsgebet und eine Nacht vor dem Sonntagsgottesdienst wurde am vergangenen Samstag, einem stillen Sabbat, Fußball gespielt. Eine neue Art der interreligiösen Begegnung findet dort auf Initiative von Hodscha Ahmet Fuat Candir von der Diyanet-Moschee und Bekir Ezer, Referent für interreligiöse und interkulturelle Zusammenarbeit (DITIB - Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.), auf dem Fußballfeld statt. Geistliche verschiedener Religionsgemeinschaften spielen in der Sporthalle des Neuwerker Schulzentrums gemeinsam Fußball.

Gespielt wird sechs gegen sechs plus Torwart, zweimal 20 Minuten. Neben der Diyanet-Moschee sind der Integrations- und Bildungsverein, die City-Kirche sowie die Evangelische Hauptkirche Rheydt, das Islamische Zentrum und die Friedenskirche Eicken mit von der Partie.

Die Gäste, Vertreter der Fatih-Moschee Krefeld und christliche Geistliche aus Krefeld, werden so herzlich empfangen, dass sie auf der Anzeigetafel sogar als "Heimmannschaft" angezeigt werden. Inmitten cooler Sprüche in den mit der Aufschrift "Dialog für Mönchengladbach" bzw. "- Krefeld" versehenen Trikots und einem kurzen individuellen Gebet in der Umkleidekabine ist sich niemand fremd, viele kennen sich beim Vornamen.

Nicht Pfarrer gegen Hodschas, sondern Hodschas Seite an Seite mit Pfarrern, Pastoren, Priestern und den sowohl im Sturm als auch in der Verteidigung starken Seelsorgern. Jeweils vier Vertreter der christlichen und vier der muslimischen Gemeinde treten für die Truppe aus Krefeld und Mönchengladbach an.

Freunde der jüdischen Gemeinde werden wegen des heiligen Sabbats erst für das nächste Treffen erwartet. "Wir wollen das Wir-Gefühl stärken, denn wir verfolgen alle die gleichen Ziele", sagt Klaus Schmitz, Integrationsbeauftragter der Stadt Mönchengladbach und heutiger Schiedsrichter. "Keiner von denen spielt Fußball. Und die brauchen wir sowieso nicht." Er zeigt auf die gelbe und rote Karte.

14.10 Uhr, wenige Zuschauer: Anpfiff. Nach einem 0:5 Rückstand in der unspektakulären ersten Halbzeit, machen es die Sieben von den niederrheinischen Gotteshäusern mit einer überraschenden Aufholjagd plötzlich spannend.

Wohin die unterschiedlichen Glaubensrichtungen auch zeigen mögen, sobald der Ball ins Rollen kommt, zielen alle Spieler tatsächlich in dieselbe Richtung: Richtung Tor. 5:6. Noch eine Minute Spielzeit und die Partie endet mit einem 5:7. Die Gastgeber verlieren knapp.

Obwohl letztlich gegeneinander gespielt werden muss, kann und wird heute in Wahrheit nur miteinander gespielt. Nach der Partie geht das Beisammensein bei einem Glas Cay (Tee) im Hause der Diyanet-Moschee herzlich weiter.

"Wir möchten, dass dieses sportliche Miteinander zu einer Tradition wird, die wir gemeinsam teilen", sagt der 39-jährige Hodscha Ahmet Fuat Candir.

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