Forum gibt Ausblick auf die Stadt der Zukunft

Das Smart City Forum Niederrhein zeigte, was die Digitalisierung im Alltag möglich macht.

Pepper ist ein freundlicher Zeitgenosse. Er ist sehr zuvorkommend, grüßt höflich, und wenn man ihn ratlos anschaut, dann fragt er, ob man denn Hilfe benötigt. Sein Touchscreen auf dem Torso leuchtet auf, die Augen ebenso. Pepper ist ein humanoider Roboter und im Grunde die Inkarnation dessen, wie sich die Menschheit in den 1960er Jahren das Millennium ausgemalt hat. Vermutlich wird es auch im Jahr 2030 nicht soweit sein, dass Pepper und seine Artgenossen die Stadt Mönchengladbach bevölkern auf der Suche nach ratlosen Menschen. Aber Zukunft lässt sich auch heute noch ideal mithilfe eines Roboters darstellen, wie ihn die Deutsche Telekom am Donnerstag beim Smart City Forum Niederrhein in Mönchengladbach demonstriert hat.

Und dennoch: Die Stadt der Zukunft wird smart sein, ohne dass der Mensch derart mit der Nase darauf gestoßen werden muss. „Smart City wird das Leben jeden Bürgers beeinflussen wie das Smartphone“, sagt Mark Nierwetberg, der Vorsitzende des Vereins NextMG, der Mönchengladbach digitalisieren helfen soll. „Das Alltagsleben verändert sich in den ganz kleinen Dingen.“ Und viele dieser kleinen Dinge zeigten die mehr als 20 Aussteller beim Forum von NextMG und der Wirtschaftsförderung WFMG im SMS Businesspark: vernetzte, digitale Schließsysteme für Abfallschränke etwa, die per Mobilfunk für den Müllwerker mit Chip als Schlüssel freigegeben werden, wie sie die Paul Wolff GmbH zeigte.

Parkbänke und Stühle — nichts erscheint weniger digital als Sitzgelegenheiten im Bunten Garten. Und doch wird das Areal künftig das „Smart Park Lab“ sein. Verantwortlich dafür sind die Hochschule Niederrhein, die Mags und die Telekom. Das erste Projekt ist, den Park mit frei beweglichen Stühlen auszustatten. Jeder kann sie sich dorthin stellen, wo er gerne sitzen möchte.„Die einen wollen Sonne, die anderen Schatten“, sagt Martin Platzer von der Hochschule Niederrhein. Die Stühle sind anders als die Bänke am Sonnenhausplatz nicht angekettet, sondern mit einem Trackingsensor unter der Sitzfläche versehen. Der verhindert einerseits, dass die Stühle gestohlen werden. Und andererseits zeichnet er anonym die Nutzerdaten auf. Wohin setzen sich die Menschen denn gerne Wo wurde am Abend gefeiert, sodass am nächsten Morgen mal die Grünpflege vorbeischauen sollte Damit sowie mit der Technik, via WiFi (im Grunde die Wlan-Verbindung des Smartphones) können sich komplexe Aufenthalts- und Bewegungsmuster von Menschenmengen im öffentlichen Raum erstellen lassen - eine wertvolle Basis etwa für Stadtplaner. Überhaupt das Smartphone - 70 Prozent der Menschen haben eines. „Das ist die Schnittstelle zu den Menschen“, sagt Nierwetberg. Das internetfähige Mobiltelefon erlaubt es, Daten über das Bewegungsverhalten von Nutzern zu erheben und stellt die daraus gewonnenen Informationen dem Nutzer zur Verfügung. Google etwa teilt heute schon bei jeder Suchanfrage nach etwa einen Restaurant mit, wie stark es für gewöhnlich um welche Uhrzeit genutzt wird. Solche Daten in einem Ökosystem miteinander zu vernetzen, das macht die Digitalisierung und Smart City aus, sagt Nierwetberg. Nur hinkt Mönchengladbach da hinterher. Mags und NEW haben beide ihre eigene App. Nierwetberg schlägt eine Bürger-App für Mönchengladbach vor, die alle Services bündelt und nicht nur Informationen bietet. Die MGMG will die Arbeit an einer solchen Mönchengladbach App beginnen, versicherte MGMG-Chef Peter Schlipköter.

„Eine Bürger-App muss transaktional sein“, sagt Nierwetberg. Das heißt: Man kann Tickets zu Veranstaltungen buchen, und am Tag selbst teilt die App mit, wann der Bus zum Konzert abfährt. Wenn man in die App das Ablaufdatum des Personalausweises eingibt, kann die Stadtverwaltung mitteilen, wie lange die Bearbeitungszeit für den neues Ausweis aktuell sein wird - und rechtzeitig erinnern. „Das ist echter Service“, sagt Nierwetberg.

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