Fiasko bei Raub-Prozess

Gericht: Ein Pärchen aus Gladbach sitzt wegen des Überfalls auf die Sparkasse Keplerstraße auf der Anklagebank. Doch die Verhandlung wurde gleich nach Beginn wieder gestoppt.

Mönchengladbach. Eine Panne bei der Jugendgerichtshilfe hat am Montag dazu geführt, dass einem Räuber-Pärchen aus Mönchengladbach nicht wie geplant der Prozess gemacht werden konnte. Wie die WZ berichtete, müssen sich Monika B. (21) und Dennis W. (27) wegen des gemeinschaftlichen schweren Raubes vor Gericht verantworten. Beide sollen im Juni 2005 mit gezogener Waffe eine Sparkasse an der Keplerstraße überfallen und 6000 Euro erbeutet haben.

Doch kaum hatte die Verhandlung begonnen, musste sie auch schon wieder geschlossen werden musste: Es war kein Vertreter der Jugendgerichtshilfe zum Termin gekommen. "Geladen waren sie aber", sagte der Vorsitzende des Jugendschöffengerichts, Lothar Beckers.

Dass die Jugendgerichtshilfe den Termin "lediglich vergessen" hat, ist aber wohl auszuschließen. "Meine Mandantin ist jedenfalls bis heute nicht einmal von der Jugendgerichtshilfe angehört worden", sagte ihr Verteidiger, Kurt Waldhausen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Fall bei der Jugendgerichtshilfe gar nicht bearbeitet wurde. "Dabei sprechen bei meiner Mandantin trotz eigener Wohnung und eigenem Einkommen viele Gesichtspunkte für die Anwendung von Jugendstrafrecht", so Waldhausen, der sich - wohl im Hinblick auf das Verfahren - jede Kritik an der Jugendgerichtshilfe verkniff.

Bei Angeklagten, die zum Tatzeitpunkt noch keine 21Jahre alt sind, ist die Anwesenheit der Jugendgerichtshilfe im Prozess vorgeschrieben. Sind die Tatverdächtigen zwischen 18 und 21 Jahre, prüft die Jugendgerichtshilfe in Gesprächen mit den Angeklagten vor Prozessbeginn ihren Reifegrad. Ihre Einschätzung ist für den Richter mit das wichtigste Indiz, ob nach Erwachsenen- oder Jugendstrafrecht verhandelt wird.

Monika B. war morgens mit dem Bus zum Gerichtstermin gekommen. Da sie geständig ist und keine Fluchtgefahr besteht, ist sie - wie auch Dennis W. - auf freiem Fuß. Sie muss nicht in Untersuchungshaft auf den Prozess warten. Sollte sie nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden, drohen der platinplonden Frau zwischen drei und 15 Jahre Haft.

Laut Anklageschrift war der gestern neben Monika B. auf der Anklagebank sitzende, völlig eingeschüchtert und unscheinbar wirkende Dennis, mit einer gezogenen Gaspistole in die Bank gestürmt und hatte einen Angestellten bedroht. Die Waffe soll Monika besorgt haben. Sie hatte während des Überfalls vor der Bank Schmiere gestanden. Ein Jahr nach der Tat hatte sich das Duo gestellt.

Wann der Prozess fortgesetzt werden kann, steht noch nicht fest.

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