Feuer im Obdachlosenheim: Mitbewohner überlebten nur durch Glück

Brand im Obdachlosenheim soll versuchter Mord gewesen sein — Prozessbeginn gegen René K.

Mönchengladbach. René K. (22) fühlte sich beleidigt und gemobbt von den vier Männern, mit denen er gemeinsam in der Obdachlosenunterkunft an der Beckerstraße lebte. In der Nacht zum 12. September vergangenen Jahres soll ihm dann der Kragen geplatzt sein. Er soll zwischen drei und fünf Uhr morgens mehrere Decken in seinen Schrank gestopft und angezündet haben. Die Decken und der Schrank fingen Feuer, auch Tapete und Putz begannen zu brennen.

Der Rauch breitete sich schnell im gesamten Haus aus, auch ein Nachbargebäude wurde in Mitleidenschaft gezogen.

Einer der Mitbewohner von René K. wachte zufällig auf, bemerkte das Feuer und weckte die anderen Männer. Die Feuerwehr konnte alle vier über die Drehleiter und durch das Treppenhaus retten. Die Nachbarin erlitt eine Rauchvergiftung.

Staatsanwältin Carola Guddat wirft René K. versuchten Mord vor. Er habe heimtückisch und mit Feuer als gemeingefährlichem Mittel gehandelt. Als er geflohen sei, habe er davon ausgehen müssen, dass seine Mitbewohner in den Flammen umkommen.

Außerdem steht schwere Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung in der Anklage. Das Gericht hat bereits im Vorfeld der am Dienstag begonnenen Hauptverhandlung den Hinweis erteilt, dass auch eine Verurteilung wegen versuchter Brandstiftung mit Todesfolge in Frage kommt.

Das ist für das Strafmaß interessant, denn genau wie beim Mord kann hier eine lebenslange Freiheitsstrafe ausgesprochen werden — gemildert möglicherweise dadurch, dass es bei einem Versuch blieb.

Bis zur neunten Klasse an der Gesamtschule Volksgarten verlief René K.s Leben völlig unauffällig. „Die zehnte Klasse habe ich dann so vermasselt, dass es nur ein Abgangszeugnis aus Klasse neun gab“, erzählte er am Dienstag vor Gericht.

Dann folgte der Abstieg: Keine Arbeit, keine Lehre, Drogen, Obdachlosigkeit — und schließlich die Psychiatrie, als er die Wohnung seines Vaters zerlegte und das Mobiliar auf die Straße warf. Eine eigene Wohnung hatte er auch irgendwann, „aber die ist dann auch abgebrannt“, erzählte er weiter.

Die Psychologen diagnostizierten eine Persönlichkeitsstörung, K. sei emotional instabil und depressiv. K. beschrieb sich selbst als „Einzelgänger“. Drogen — auch Ecstasy und Kokain, die andere als Aufputschmittel zum Feiern nehmen — habe er immer allein konsumiert.

Einen Freundeskreis oder gar Freundinnen habe es nie gegeben. Zur Tat, die er bei der Polizei eingeräumt hatte, will René K. sich erst am nächsten Prozesstag am kommenden Dienstag äußern. Am Dienstag sei er „zu aufgeregt und nervös“ gewesen, um darauf einzugehen, sagte er.

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