Familie verlässt ihr Traditions-Gasthaus
Nach 85 Jahren gibt Familie Lütterforst das Lokal auf. Aber die Gaststätte verschwindet nicht.
Am Dienstagabend war die Schlussvorstellung: Zum letzten Mal hat Barbara Lütterforst gekocht, zum letzten Mal hat ihre Tochter Aida Nokic hinter der Theke gestanden und Bier gezapft. Eines der ältesten Gladbacher Gasthäuser hat an diesem Abend geschlossen: Haus Lütterforst an der Lindenstraße, gleich im Schatten des Wasserturms. Vier Generationen der Familie Lütterforst haben hier von 1933 bis 2018 ein Haus geführt, das bis zuletzt für viele Mönchengladbacher eine Institution war. Hier stand der Arbeiter neben dem Unternehmer an der Theke. Hier wurden Geburtstage und Ähnliches gefeiert, wurde Verstorbener gedacht, diskutiert, auf der Kegelbahn mehr oder weniger sportlicher Wettstreit ausgetragen und nicht zuletzt gerne gut gegessen — auch dafür war das Haus bekannt.
Barbara Lütterforst, Gastronomin
Der traditionsreiche Name verschwindet, doch die Gaststätte wird im Sommer wiedereröffnet, unter einem neuen Namen, mit einem neuen Pächter, einer anderen Ausrichtung, die aber nicht rigoros alles über Bord wirft, was die treuen Gäste am Haus Lütterforst geschätzt haben. La Bodega ist der neue Name, dazu unten etwas mehr. 1933 haben Albert und Luise Lütterforst das Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Gasthaus Felder an der Lindenstraße 28 gekauft und unter ihrem Namen eröffnet. 1961 übernahm Sohn Dieter mit seiner Frau Karin die Leitung. 1999 wurde Tochter Barbara Chefin — und holte sich vor 15 Jahren ihre Tochter Aida an die Seite — die vierte Generation der Lütterforsts im Gasthaus.
Nun haben die beiden gemeinsam einen Schlussstrich gezogen. „Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden und breche mit ihm zu neuen Ufern auf“, hat Barbara Lütterforst ihren treuen Gästen geschrieben. Stefan Mertens, der neue Mann an ihrer Seite und jetzt Inhaber des Haues, ist Immobilienkaufmann, hat zudem noch die „Aluklinik“ in Wickrath. „Ich bin jetzt erst einmal Hausfrau, will nach all den anstrengenden Jahren mehr Ruhe“, sagt Barbara, inzwischen 54 Jahre, aber durchaus noch tatendurstig wirkend. Tochter Aida Nokic, 32 und gelernte Restaurantfachfrau wie die Mutter, hat schon ein anderes Betätigungsfeld gefunden: in Zülpich in einem japanischen Unternehmen.