Explosions-Unglück: „Ich höre den Knall und wache Schweiß gebadet auf“

Psychologe rät Opfern zu professioneller Hilfe. Die Polizei hat einen ersten Verdacht zur Unglücksursache.

Mönchengladbach. Levent U. schafft es nicht. Obwohl er es jeden Tag versucht. Doch für den Mittvierziger ist der Weg in das Haus am Siepensteg, das am Sonntag vor einer Woche bei einer Explosion schwer beschädigt wurde, nicht zu bewältigen.

"Ich komme jeden Tag hierher, versuche es immer wieder. Doch mit jedem Schritt, den ich näher komme, rast mein Herz schneller und ich bekomme Schweißausbrüche", sagt er und wendet sich von dem Gebäude ab.

"Nachts sehe ich immer wieder die Situation, wie wir beim Frühstück sitzen. Ich weiß genau, was wir an diesem Morgen gesprochen haben und dass wir nachmittags im Wohnzimmer beim Kaffee saßen. Dann kommt der Knall und ich wache Schweiß gebadet auf", sagt U.

"Mit dieser Form des Kopfkinos bewältigen Opfer die Situationen, die sich tief in ihr Bewusstsein eingegraben haben", weiß der Mediziner und rät den Betroffenen, sich ärztliche Hilfe zu holen, um die Erlebnisse zu verarbeiten.

Vor dem Haus werden heute die Abrissarbeiten des Anbaus abgeschlossen. Mit einem Kran werden die Trümmer über das Haus, das inzwischen ein neu gedecktes Dach hat, hinweg gehoben.

Am Dienstag hieß es bei der Polizei, dass man "wohl noch die kommende Woche" abwarten will, bevor Ergebnisse bekannt gegeben werden. "In dieser Zeit wären die Aussagen der beiden noch im Koma liegenden Opfer sehr hilfreich", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen.

Die Spurensuche im Haus sei abgeschlossen. "Jetzt werten wir die Spuren aus." Doch was hat das Unglück, das einen 45-Jährigen in den Tod riss, verursacht? War es ein Unfall, Suizid oder gar Mord? "Wir haben einen Verdacht, solange wir nicht alle anderen Möglichkeiten ausschließen können, halten wir uns bedeckt", so Theveßen.

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