Erzieher — ein cooler Beruf

Beim Boys’ Day können Jungen in typische Frauenberufe schnuppern. Simon, Jonathan und Leon waren in der Kita.

Mönchengladbach. Bislang wollte Jonathan ins Bankwesen. Leon hatte eher etwas mit Technik für die Berufswahl in Betracht gezogen. Die beiden schnuppern zusammen mit einem weiteren Schulkameraden von der Gesamtschule Hardt in den Beruf Erzieher hinein und sind beim „Boys’ Day“ in Kindertagesstätte Pelikan an der Berliner Straße in Rheydt. Von 9 bis 15 Uhr sind sie in die Arbeit mit den 35 Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren einbezogen.

Schon nach der Mittagspause haben sie ihre berufliche Perspektive erweitert. „Erzieher werden, das könnte ich mir jetzt auch vorstellen“, sagt Jonathan und seine Kameraden nicken zustimmend. Simon hat schon als kleinerer Junge davon geträumt, für Kinder einen „Verkehrsübungsplatz“ einzurichten. Sein Plan: Die Kinder sollten mit Tretautos üben können, wie man sich im Verkehr bewegt.

„Ich würde es sehr begrüßen, wenn mehr Männer diesen Beruf ergreifen würden“, sagt Petra Kimmerle, Leiterin der Einrichtung in Trägerschaft einer Elterninitiative und ermuntert die Drei: „Wenn ihr in diesem Bereich ein Schülerpraktikum machen wollt, seid ihr gern gesehen. Ihr habt toll mitgemacht.“ Zu lange habe man in der Erziehung versucht, Jungen und Mädchen gleich zu stellen, „aber wir sind nun mal unterschiedlich und wir brauchen beide Geschlechter“.

Im kommenden Kindergartenjahr freut sie sich auf ihren ersten Anerkennungspraktikanten. „Es ist für kleine Jungen so wichtig, dass auch Männer da sind, an denen sie sich orientieren können.“ Ihrer Ansicht nach sind Männer als Erzieher in Grundschulen und Kindergärten auch deshalb wichtig, weil sich das positiv auf die Zusammenarbeit in den meist weiblichen Teams und bei der Elternarbeit auswirkt.

Erstaunt waren die Jungen auch über die Aufgaben einer Erzieherin in einer Kindertagesstätte. „Die sind so breit gefächert. Früher galten wir als Schnibbeltanten“, sagt Kimmerle über den Wandel des Berufsbildes, „jetzt sind wir gut ausgebildete Fachkräfte.“

Die Ausbildung dauere mit einem mittleren Abschluss fünf Jahre, mit Fachoberschulreife drei Jahre. „Das schlägt sich dann auch im Gehalt nieder.“

Die Jungen sind erstaunt, dass das dem von Fachhandwerkern oder Marktleitern im Einzelhandel entspreche. Vielleicht hat Gladbach bald drei Erzieher mehr — eine Überlegung ist es wert.

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