Ersthelfer: Testfall für den blutigen Ernst

Die Jugend des Arbeiter- Samariter-Bundes ermittelt in Hardt ihre besten Ersthelfer.

Mönchengladbach. Das Unfallszenario mitten im Hardter Wald sieht grausig aus. Aus Nadine Wicherts klaffender Wunde an der Hand strömt Blut. Zwei abgetrennte Finger liegen auf dem Boden. Daneben steht eine Motorsäge, die Schlimmes vermuten lässt. Gut, dass vier Schülersanitäter vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zur Stelle sind. Kathi Lohaus ruft per Handy einen Einsatzwagen und beruhigt Nadines Freundin, die unter Schock steht.

Nenad Lelovic und Felix Nebel versorgen die Verletzte, Florian Nebel kümmert sich um den Finger. "Das haben wir ganz gut gemacht", finden die vier Jugendlichen aus Essen nach Beendigung der Hilfsaktion.

Julia Pinnov ist fast zufrieden: "Ihr hättet bei der Ohnmächtigen häufiger die Atmung kontrollieren müssen", stellt die ASB-Mitarbeiterin fest. Außerdem: Nur ein Finger ist eingepackt worden, der andere liegt noch im Dreck. Gut, dass die Verletzte wieder gesund und munter ist. Nadine Wichert bereitet sich mit viel Kunstblut bereits auf ihren nächsten Einsatz vor.

Tatsächlich war die Notfallsituation nur gestellt und Teil eines Erste-Hilfe-Parcours, den an diesem Samstagnachmittag elf ASB-Jugend- und Schülersanitätergruppen aus ganz NRW bewältigen müssen.

Beim Landesjugendwettbewerb der Arbeiter-Samariter-Jugend (AJS) stellen alle zwei Jahre Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 21 Jahren in Theorie und Praxis ihr Wissen unter Beweis. In diesem Jahr dreht sich alles um das Thema Erste Hilfe in der Natur. Insgesamt 90 Teilnehmer und Helfer von Münster bis Mönchengladbach treffen sich an diesem Wochenende in der Jugendherberge Hardter Wald.

Am Wettbewerbsfreitag steht zunächst die schriftliche Prüfung auf dem Programm: "Wir mussten Fragen um die Themen Politik, Sport oder Natur beantworten", erklärt Felix am Samstag auf dem Weg zur ersten Station der praktischen Prüfung. Insgesamt sechs Aufgaben müssen die Nachwuchssanitäter auf dem einstündigen Parcours bewältigen. "Neben der Waldarbeiterverletzung, haben wir außerdem einen Fahrradunfall und einen Herz-Infarkt simuliert", erzählt Noemi Noffke vom ASB-Organisatoren-Team.

Für die richtige Durchführung der Erste Hilfe-Maßnahmen erhalten die Teams Punkte. Auf Geschwindigkeit und Geschicklichkeit kommt es bei den Stationen an, die sich um das Thema Wasserschutz drehen. Am Schluss muss ein Hindernislauf bewältigt werden. Die beiden bestplatzierten Teams dürfen im nächsten Jahr zum Bundeswettbewerb nach Sachsen fahren. Die Essener Gruppe zeigt sich optimistisch. "Wir wollen gewinnen", sagt Florian selbstbewusst.

Dennoch gehen die Vierzehnjährigen die Prüfungen ganz locker an. Das wichtigste ist, dass "wir uns gut verstehen", sagt Kathi und bringt damit das Ziel des landesweiten Treffens auf den Punkt: "Im Mittelpunkt steht die Förderung der Gemeinschaft", sagt Noemi Noffke.

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