Ermittler nehmen Babymilchpulver-Bande hoch

27 Frauen und Männer wurden festgenommen. Das Milchpulver sollen sie gestohlen und nach China verkauft haben.

Ermittler nehmen Babymilchpulver-Bande hoch
Foto: Polizei

Die Polizei Recklinghausen hat 27 Frauen und Männer festgenommen, die im dringenden Verdacht stehen, im großen Umfang Babymilch in Pulverform aus Drogeriemärkten gestohlen zu haben. Vorausgegangen waren monatelange Ermittlungen, an denen auch die Mönchengladbacher und die Krefelder Polizei beteiligt waren. Die Bande soll von ihren Wohnungen in Marl, Essen, Oberhausen, Duisburg und Gelsenkirchen in das gesamte Bundesgebiet gestartet sein, um in Drogeriemärkten Babymilchpulver und Kosmetik zu stehlen.

Dabei gingen die Täter in der Regel mit Trolleys oder großen Einkaufstaschen in die Märkte, befüllten diese mit den gewünschten Waren und verließen die Geschäfte in unbeobachteten Augenblicken wieder über den Eingangsbereich. Den ermittelten Tatverdächtigen wird gewerbsmäßiger Bandendiebstahl vorgeworfen. Die Fahrer wurden von dem Kopf der Bande, einem 36-Jährigen, der in Gelsenkirchen wohnt, sowie einem 28-jährigen aus Kempen, mit Informationen versorgt, wo sich entsprechende Märkte befinden. Nahezu täglich waren zwischen 20 und 25 Personenpärchen im Bundesgebiet unterwegs, um auf Bestellung zu stehlen.

Wie internationale Ermittlungen ergaben, wurde die Beute von Duisburg, Kempen und Gelsenkirchen aus über Mittelsmänner nach Rotterdam gebracht und von dort aus nach China verkauft. Dort hatte 2008 verunreinigtes Babymilch-Pulver für einen Skandal gesorgt. Hunderttausende Säuglinge erkrankten. Damals starben sogar Babys durch die gepanschte Milch. Chinesische Produzenten hatten unter ihr Pulver Melamin gemischt, um einen höheren Eiweißgehalt vorzugaukeln. Seitdem ist das Vertrauen der chinesischen Bevölkerung in einheimische Produkte offenbar nachhaltig erschüttert. „Vielleicht ist das der Grund, weshalb sich die Bande auf dieses Produkt konzentrierte“, sagt Ramona Hörst, Polizeisprecherin in Recklinghausen.

Die Schadensumme wird auf mehrere hunderttausend Euro geschätzt. Von anderen Polizeibehörden in NRW unterstützt, haben die Ermittler am Freitagmorgen Wohnungen der Bandenmitglieder durchsucht. Sie stellten Diebesgut (über 500 Pakete Babymilchpulver und Pflegeprodukte) und weitere Beweismittel (Unterlagen, Listen, eine Waffe, größere Menge Bargeld) sicher. Die Auswertung der Beweismittel dauert an. Gegen acht der festgenommenen Personen lagen bereits Haftbefehle vor. Gegen drei weitere Bandenmitglieder wurden am Samstag Untersuchungshaftbefehle erlassen. Gegen einen Teil der Bande wird zudem wegen Menschenhandels zur Ausbeutung der Arbeitskraft ermittelt. Es besteht der Verdacht, dass die Köpfe der Bande ihre Landsmänner mit falschen Versprechungen aus Rumänien nach Deutschland gelockt haben, um sie zum Stehlen zu schicken. Polizeiführer Christoph Dünwald: „Die täglichen Diebeszüge dürften jetzt erst einmal vorbei sein.“

Die Gladbacher Polizei war in den Ermittlungen involviert, weil eine Anschrift an der Waldhausener Straße als mögliche Unterkunft eines Bandenmitglieds galt. Dies bewahrheitete sich jedoch nicht.

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