Empörung über Stadtfirma

Warum ging Rheydter Verein bei dem Verkauf des alten LZB-Geldhauses leer aus?

Rheydt. "Zutiefst enttäuscht" ist der Christliche Verein junger Menschen, kurz CVJM, über die Vorgänge beim Verkauf des Areals der ehemaligen Landeszentral-bank (LZB) an der Endepohlstraße nahe dem Theater. Zudem sei es befremdlich, wie mit dem christlich-ökumenischen Jugendverband umgegangen wurde, schreibt der Rheydter CVJM-Vorstand um Siegfried Schimanski und Hans Mücke in einem Brief an die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG.

Die hat die Immobilie inklusive dreier vermieteter Wohnungen an einen Rheindahlener verkauft. Der Preis: 390.000 Euro. Der Gladbacher will das neue Eigentum für den Modelleisenbahn-Club und seine Mitglieder nutzen, heißt es bei der EWMG.

Der CVJM habe der EWMG frühzeitig sein "ernstes Interesse" an dem LZB-Haus mitgeteilt. Mit Verantwortlichen der EWMG waren Gespräche geführt und Detailfragen diskutiert worden. Aus den Medien erfuhr der Verein dann, dass die LZB verkauft wurde - an die Schmalspur-Eisenbahner. "Von der EWMG hat auch keiner mehr mit uns geredet", ärgert sich Schimanski.

Er fragt daher den neuen EWMG-Geschäftsführer Uli Schückhaus, ob EWMG-Mitarbeiter wie der politisch besetzte Aufsichtrat "das CVJM-Anliegen, die LZB zu erwerben, überhaupt ernsthaft diskutiert haben". Außerdem möchte er von Schückhaus wissen, welche räumlichen Alternativen die EWMG nun dem Verein mit seinen 120 Mitgliedern bieten könne.

Schließlich liege es der evangelisch orientierten Vereinigung sehr am Herzen, in der "toten" Rheydter Innenstadt durch soziale Angebote einen positiven wie belebenden Beitrag zu leisten.

Das LZB-Gebäude sei ideal gewesen für das Stadtteil-Engagement des CVJM, für seine Jugend- und Familienarbeit. Der Grundriss der früheren Geldhaus-Immobilie, sagen Schimanski und Mücke, ließ eine Nutzung ohne größere Umbaumaßnahmen zu. "Die Fläche war für unsere Belange wie geschaffen." Auch bei der Finanzierung und bei den Betriebskosten hätte es dank der Mieteinnahmen "keine Probleme gegeben".

Warum die Modell-Zugführer und nicht der CVJM zum Zuge kamen, bleibt bislang das Geheimnis der Stadtfirma.

Bereits 2004 stand die LZB in den negativen Schlagzeilen, weil der damalige EWMG-Geschäftsführer Manfred Nieland (CDU) sich weigerte, das renovierungsbedürftige Haus an den weltbekannten Rheydter Künstler Gregor Schneider für dessen Atelierwünsche zu veräußern. Der damalige Preis betrug immerhin 580.000 Euro.

Die Folge: Das Anwesen blieb weitestgehend ungenutzt, sieht man von der Nutzung als Depot fürs Museum ab.

Verärgert über die Vorgänge, schaltete der CVJM auch OB Norbert Bude (SPD) und die Stadtratsfraktionen ein.

Immerhin gehört der CVJM zu den ältesten Vereinen der Stadt. 1850 fand die Gründungsversammlung statt. Damals firmierte man als Jünglingsverein. Der veranstaltet längst nicht nur Bibelkreise, Dart-Abende, Live-Musik-Veranstaltungen - auch für Mädchen und Frauen. Sportliche Aktivitäten sind ebenso selbstverständlich wie die langjährige erfolgreiche Rumänien-Hilfe.

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