Eine Zwischenbilanz dreier Fälle

Kaum Hinweise, die Polizei schweigt. Die Politik wird aktiv: Die CDU hat einen Antrag an die Bezirksvertretung Süd formuliert. Es geht darum, dass Verwaltung und Polizei Maßnahmen ergreifen sollen, Straftaten im Umfeld der Diskothek zu unterbinden.

Mönchengladbach. Vier Tote in zwei Wochen - die Gladbacher Polizei kommt aus dem Ermittlungsstress nicht heraus. Als erstes gefunden worden waren am 8. November ein Mann und seine Lebensgefährtin in seiner Wohnung an der Lockhütte. Die hier zuständige Mordkommission hat ihre Arbeit schon fast beendet.

Für sie steht fest, dass der 41-jährige Torsten T. in einem Streit seine 45-jährige Lebensgefährtin erstochen hat und sich dann selbst mit Tabletten das Leben nahm. Reste der Packungen sollen noch neben ihm gelegen haben.

Inzwischen hat ein gerichtsmedizinisches Gutachten geklärt, welches der um die beiden Toten verstreut liegenden Messer die Tatwaffe war. Von daher werden die Ermittler "in den nächsten Tagen", wie Polizeisprecher Jürgen Lützen sagt, die Akten an die Staatsanwaltschaft abgeben.

Endgültig abgeschlossen wird der Fall aber erst sein, wenn das toxikologische Gutachten des Landeskriminalamts vorliegt, das die These der Selbsttötung mit Medikamenten untermauern soll. "Das kann noch dauern, eventuell sogar Monate", sagt Lützen.

Im Fall des toten 18-Jährigen, der in der Nacht vom 12. zum 13. November nach einem Besuch in der Diskothek "Weekend" erstochen worden war, hat die dort tätige Mordkommission inzwischen die Tatwaffe gefunden.

In der Vernehmung hat Mert E. (17), der die Tat bereits eingeräumt hatte, gestanden, dass er das Klappmesser bei einer jungen Bekannten versteckt hat - ohne dass das Mädchen etwas davon ahnte.

Ansonsten aber gibt es mehr Rätsel als Lösungen in diesem Fall. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 18-jährige Agim G. schon unmittelbar vor der Diskothek niedergestochen wurde. Danach sei er nicht sofort zusammengebrochen, sondern geflüchtet - bis zu der Stelle an der Kreuzung zur Otto-Saffran-Straße, wo man ihn lebensgefährlich verletzt fand.

Es sei möglich, so Lützen, dass der Täter ihn verfolgt und eingeholt habe, dass die beiden an der Fundstelle noch einmal aneinander geraten seien. Denn "es wurde bei dem Toten eine Verletzung festgestellt, für die die Ermittler noch keine Erklärung haben", berichtet Lützen weiter. Zu Details will er nichts sagen.

Am Freitagabend haben Beamte der Kommission an Besucher der Diskothek Fahndungsaufrufe verteilt. Die Reaktionen waren eher zögerlich. Deshalb bleibt der Zeugenaufruf bestehen. Vor allem diejenigen, die die Auseinandersetzung am späteren Fundort beobachtet haben, sollen sich bei der Polizei (Tel. MG 290) melden.

Auch die Politik wird aktiv. Die CDU hat einen Antrag an die Bezirksvertretung Süd formuliert. Es geht darum, dass Verwaltung und Polizei Maßnahmen ergreifen sollen, "Straftaten im Umfeld der Diskothek zu unterbinden".

Der gewaltsame Tod des jungen Mannes sei ein besonders erschreckendes Signal dafür, dass hier Vorbeugung nötig sei. Die CDU hat bei Taxifahrern nachgefragt, die das Weekend demnach mieden, weil es dort stark alkoholisierte und gewaltbereite Jugendlich zu fahren gelte, die auch vor Sachbeschädigungen nicht zurückschreckten.

Auf Hochtouren arbeitet auch die Mordkommission Hindenburgstraße. Einige der 16 Ermittler sind eigens nach Bonn gefahren, um Zeugen zu finden, die sagen können, wie der weiße Ford Transit des brutal erstochenen Ali Afshari dort hingekommen ist. Aber trotz Presseberichten, einer Hausbefragung und verteilten Fahndungsplakaten hat sich bislang niemand dort gemeldet.

Weitere Erkenntnisse zum Tod des 34-jährigen Auto-Aufbereiters mag die Polizei noch nicht bekanntgeben, "obwohl wir mehrere Spuren verfolgen". Er hatte nach ersten Ermittlungen neun Tage tot in seiner Werkstatt gelegen, bevor ihn sein Vermieter am vergangenen Donnerstag fand.

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