Einbürgerungstest: Wir wollen Deutsche werden

Beim ersten Test in Gladbach waren die Kandidaten überpünktlich. Die meisten finden die Fragen einfach.

Gladbach. Deutsche Pünktlichkeit ist ganz etwas anderes. Um elf Uhr sollte der zweite Schwung Einbürgerungswilliger seinen Test in der Volkhochschule (VHS) beginnen. Doch schon kurz nach zehn sind alle Probanden da. "Sonst sind es höchstens deutsche Rentner, die so früh zu einer Veranstaltung kommen", sagt Klaus Everszumrode, der Leiter der Weiterbildungseinrichtung. Beim ersten Schwung, der um neun Uhr startet, seien die meisten bereits nach einer viertel Stunde fertig gewesen.

Auch Evelyn Gisler ist unter den Wartenden. Die Schweizerin mit italienischem Pass lebt und arbeitet seit zehn Jahren in Gladbach. "Ich will wählen gehen", begründet sie ihr Interesse an der deutschen Staatsbürgerschaft, für die sie die anderen beiden nicht aufgeben muss.

"Als letzte Konsequenz, wenn man in einem Land lebt." Auch der Sicherheitsaspekt spiele eine Rolle. "Man weiß nie, was einmal mit Ausländern passiert." Ihre Bekannten haben sich gewundert, warum sie den Test machen müsse, "aber ich finde das selbstverständlich, dass alle gleich behandelt werden."

Zur Vorbereitung hat sie sich den Pool von 330 Fragen (300 betreffen die BRD, 30 NRW), aus dem jeder Kandidat per Zufallsgenerator 33 (30 über die BRD, drei über NRW) ausgesucht bekommt, aus dem Internet heruntergeladen. "20 wusste ich nicht auf Anhieb. Da habe ich mir die Lösungen gesucht."

Sie braucht fünf Minuten zur Beantwortung der Fragen. "Ein Klacks", sagt sie beim Verlassen der VHS. Das Ergebnis wird ihr nach vier Wochen per Post zugestellt.

Jaber Alshemari stammt aus dem Irak. Er kommt mit seiner Frau Alia aus Korschenbroich zum Einbürgerungstest. Er lebt seit achteinhalb Jahren in Deutschland. Der 39-Jährige will die deutsche Staatsbürgerschaft wegen der Kinder. Denn bei der Arbeitssuche wäre der deutsche Pass von Vorteil.

"Mit irakischem Pass kann man nicht überall hin", begründet er weiter. Visa für Amerika oder Australien bekäme man erst nach drei bis sechs Monaten. Ihm gefällt auch das politische System in der Bundesrepublik, die größeren Rechte für Frauen, "dass sie wählen dürfen". Die irakische Staatsbürgerschaft wird er zugunsten der deutschen aufgeben.

Klaus Schmitz, der Integrationsbeauftragte der Stadt, schaut zwischen den Prüfungen rein. "Bei zwei Kandidaten stimmte das Geburtsland nicht", berichtet Everszumrode ihm.

Die VHS muss auch die Identität überprüfen. "Bei einem stand Uganda statt Irak", erzählt er weiter, "ich weiß auch nicht, wie die dazu kommen." Schmitz freut sich über die rege Teilnahme. "Das Bemühen um die deutsche Staatsbürgerschaft ist der Abschluss gelungener Integrationsarbeit. Der Beweis, dass sie dazu gehören wollen."

Die 33-jährige Jana Gerhard stammt aus Bulgarien, ist seit zehn Jahren in Deutschland und IT-Spezialistin bei einer Düsseldorfer Bank. Auch sie kann als EU-Bürgerin ihren ursprünglichen Pass behalten. "Sonst hätte ich mich nicht um die deutsche bemüht", sagt sie und begründet misstrauisch. "Man weiß ja nie."

Den Test empfand sie als leicht. Besonders interessant wären die Fragen zum Aufbau der Regierung gewesen. "Schließlich will ich wählen."

Yuliya Bodnarchuk kommt aus der Ukraine und ist seit acht Jahren in Deutschland. Die 27-Jährige hat sich im Internet auf den Test vorbereitet. "Die Sprache habe ich vorher erlernt." Unter anderem durchs Fernsehen. Sie wird ihre ukrainische Staatsbürgerschaft zugunsten der deutschen aufgeben. "Warum nicht, wenn man nicht zurückgehen will?" Besonders für ihre fünfjährige Tochter sei die Integration wichtig. "Man ist besser angesehen, wenn man deutscher Staatsbürger ist."

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