Einbrecher stiehlt Heiligenreliquie

Ein Knochen des Nikolaus von Myra soll sich in dem Kästchen befunden haben, das seit Dienstagmorgen vermisst wird.

Der Schock am Dienstagmorgen war groß, als Helfer der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Speick die Kirche an der Karstraße aufschlossen: Ein Einbrecher hatte in der Nacht von Montag auf Dienstag in der Kirche gewütet, eine Fensterscheibe zerschlagen, Wertsachen gestohlen, und — was für die Gemeinde am schlimmsten ist — das Herzstück der Gemeinde mitgenommen, eine Reliquie des Heiligen Nikolaus von Myra. Wie die Polizei gestern mitteilte, stahl der Einbrecher vom Altar ein Reliquiar aus Silber mit darin befindlichen Gebeinen des Heiligen Nikolaus. Nach Auskunft der Gemeinde soll es sich dabei um ein kleines Stück Knochen des Heiligen Nikolaus handeln, der gemeinhin einer der „Weltstars“ christlichen Glauben ist und von orthodoxen Kirchen ganz besonders verehrt wird. „Wir haben diese Reliquie vor zwei Jahren von einem Kloster aus Griechenland bekommen“, sagt Konstantin Bolossis, Pfarrer der griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde St. Nikolaos. „Ich traue mich kaum, der Gemeinde im Gottesdienst am Sonntag von diesem Verlust zu berichten.“

Einbrecher stiehlt Heiligenreliquie
Foto: Detlef Ilgner/Polizei

Den Polizeiangaben zufolge schlug der Einbrecher an der Rückseite des Gebäudes eine Fensterscheibe ein und gelangte so in die Kirchenräume. Vom Altar nahm er das Reliquiar mit, das nach Angaben der Gemeinde ungefähr handgroß und aus Silber gefertigt ist. Außerdem nahm er zwei Opferstöcke mit Geld und aus einem Nebenraum einen Beamer mit. Dazu hebelte der Unbekannte die Tür zur Sakristei auf, durchsuchte den Raum ebenfalls und flüchtete anschließend. Die Polizei sucht nun Zeugen: Wer kann Angaben zum Verbleib des gestohlenen Reliquiars machen? Wer hat verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet? Wer Hinweise machen kann, wird gebeten, sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 02161/290 zu melden.

Konstantin Bolossis, Pfarrer

Für die Gemeinde ist der Sachwert überschaubar, der immaterielle Schaden allerdings ist durch den Verlust des Reliquiars unermesslich. „Das ist unser Schatz, unser Segen. So etwas werden wir nie wieder bekommen können, wenn wir es nicht schaffen, den Täter dazu zu bewegen, die Reliquie zurückzubringen“, sagt Pfarrer Bolossis. Dies bedeute eine große Trauer für die ganze Gemeinde mit rund 1500 griechisch-orthodoxen Christen. Bolossis bittet den Einbrecher, sich bei der Gemeinde zu melden und die Reliquie zurückzugeben, notfalls auch anonym. Die griechisch-orthodoxe Gemeinde gibt es bereits seit den 1960er Jahren in Mönchengladbach. Seit 2006 feiert sie ihre Gottesdienste in der Kirche an der Karstraße, die bis 2008 noch der katholischen Kirche St. Hermann-Josef Speick gehörte. Noch heute teilen sich beide Gemeinden die Kirche, die jetzt im Besitz der Gemeinde St. Nikolaos ist.

Die Reliquien des Heiligen Nikolaus werden seit 930 Jahren im italienischen Bari aufbewahrt. Allerdings nehmen weltweit eine Reihe von Städten in Deutschland, Bulgarien, Russland, Kanada und den USA für sich in Anspruch, Knochenreliquien des Nikolaus von Myra zu verwahren. Das Grab im türkischen Myra soll im 11. Jahrhundert durch ein Erdbeben zerstört worden sein, wodurch die Gebeine des Heiligen an mehrere Orte gelangt sein sollen.

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