"Ehe für alle": Die ersten Paare ließen sich trauen

Guido Joeres und Martin Lange gehörten jetzt zu den ersten gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich in Mönchengladbach trauen ließen.

"Ehe für alle": Die ersten Paare ließen sich trauen
Foto: Wasna Mahesak

Mönchengladbach. Die Hochzeitsgesellschaft war klein: das Brautpaar, die jeweiligen Eltern — das war’s. Guido Joeres (45) und Martin Lange (38) wollten nicht viel Tamtam bei ihrer Trauung im Rathaus Abtei. Seit 15 Jahren sind die beiden selbstständigen Handwerker ein Paar, seit zehn Jahren arbeiten sie zusammen. „Wir sind immer noch sehr verliebt. Wir haben uns aber auch gemeinsam etwas aufgebaut. Da denkt man auch: Wie ist der Partner abgesichert, wenn mal etwas passieren sollte“, sagt Guido Joeres.

Wegen des Brückentages war die „Ehe für alle“ in Mönchengladbach erst am Mittwoch möglich. Martin Lange und Guido Joeres gehörten zu den Ersten, die sich trauten. Kennengelernt hatten sich der Niederrheiner und das Nordlicht in Gladbach. Der Hamburger Martin Lange machte hier eine Ausbildung in einem PR-Büro. In der Bar „Liberty“ traf er Guido Joeres, der zu der Zeit schon als selbstständiger Schilder- und Lichtreklamehersteller arbeitete und sechs Jahre zuvor seinen Meister gemacht hatte. Die beiden verstanden sich auf Anhieb gut, ein Paar wurden sie ein Jahr später.

Martin Lange hatte sein „Coming out“, wie er selbst sagt, schon früh: „Ich habe meinen Eltern gleich gesagt, wie ich bin.“ Probleme habe es nicht gegeben. Bei Guido Joeres sah es ganz anders aus. Dass er auf Männer steht, war ihm in einem Urlaub deutlich geworden. Wie er das seinen Eltern beibringen sollte, wusste er damals noch nicht. „Ich habe mir nur geschworen, ich werde wegen dieser Sache nicht lügen.“

Als eines Tages seine Urlaubsbekanntschaft ihn zu Hause bei seinen Eltern anrief und beide eine Stunde miteinander telefonierten, sollen die Eltern ganz aus dem Häuschen gewesen sein. „Sie haben mich gefragt, warum ich mit dem Tünnes so lange geredet habe, und dann kam auch die Frage: ,Sag mal, bist du eigentlich schwul?’“, berichtet Guido Joeres. Er hielt sich an seinen Schwur. Als er zugab, „Ja, so wird’s sein“, sei ein Donnerwetter ausgebrochen. Die Folge: Er zog aus. „Meine Eltern haben immer an das homosexuelle Milieu mit ständig wechselnden Partnerschaften gedacht.

Dabei bin ich ganz anders. Ich hatte vor Martin nur einen Freund, mit dem ich sechs Jahre zusammen war. Ich bin da eher konservativ“, sagt Guido Joeres. Heute hätten sich seine Eltern zwar an seine Homosexualität gewöhnt, aber „für meine Mutter ist es immer noch schwer — sie hätte gerne eigene Enkelkinder“, sagt Guido Joeres. Er und sein Mann könnten jetzt zwar Kinder adoptieren, aber „das will gut überlegt sein“, sagen beide. Guido Joeres: „Ich bin jetzt 45. Ich möchte nicht als Opa in Grundschulen gehen.“

Wie bei jedem Paar gibt es auch bei Martin Lange und Guido Joeres eine Rollenverteilung. „Ich mache mehr in der Küche, er ist eher für die Wäsche zuständig“, sagt Martin Lange. Und sein Mann ergänzt: „Ich klotze, er kleckert, also er setzt die i-Tüpfelchen.“ Macken gibt es wie in jeder langen Beziehung ebenfalls: Martin Lange führt schmunzelnd die von der Mitte ausgedrückte Zahnpastatube an. Aber zu einer respektvollen Partnerschaft gehöre auch, Fehler in Kauf zu nehmen, schließlich mache man die auch selbst. Beide haben aber auch viele Gemeinsamkeiten — nicht nur die Arbeit in der Firma Joeres Werbetechnik. So haben beide eine Dauerkarte für Borussia. Nur mit dem Karneval kann das Nordlicht nichts anfangen. „Wenn das Trömmelchen geht“, ist Niederrheiner Guido Joeres dagegen sofort auf der Straße.

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