Die ersten Pläne für eine schönere Innenstadt stehen

Weniger Poller, ein Leitbild für Neubauten: Der Rahmenplan Abteiberg schreitet voran.

Taco de Marie wählt drastische Worte. „An manchen Stellen in der Gladbacher Innenstadt sieht es aus, als sei der Krieg gerade erst geendet“, sagt der Niederländer vom städtischen Fachbereich Stadtentwicklung und Planung. Konkret meint er etwa Baulücken in Häuserzeilen, die zu unansehnlichen Parkplätzen wurden, oder einstöckige, billig errichtete Bauten, die in den 50er-Jahren zuvor Zerbombtes ersetzten — von „Zahnlückenarchitektur“ spricht der Experte.

Taco de Marie, Fachbereich Stadtentwicklung und Planung

All das soll weg. Und der Wildwuchs an Schildern, Pollern, Fahrradständern und Werbeträgern gleich mit. Stattdessen sollen Besonderheiten wie der Abteiberg künftig städtebaulich wieder mehr in Szene gesetzt werden. „Nicht zuletzt geht auch darum, einige Sünden aus den Zeiten der autogerechten Stadt zu beseitigen“, sagt de Maries Kollege Sebastian Lieser. „Wir packen jetzt das Zentrum an“, fügt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners hinzu.

Möglich machen soll all das der „Rahmenplan Abteiberg“, dessen erster Zwischenbericht ab nächster Woche in die politischen Gremien geht. Er umfasst grob das Quartier zwischen Aachener Straße, Viersener-/Stepgesstraße, Hitta- und Fliethstraße, inklusive Altstadt, Alter Markt, Abteiberg, Jonas-Park und Berliner Platz. Einige Ideen:

Gladbach habe viele ungenutzte Potenziale, die es wachzuküssen gelte, sagt Lieser: „Das wird dann in die gesamte Stadt ausstrahlen.“ Ein Beispiel, das die Planer im Blick haben, ist der Stadtmauerweg; eine Visualisierung zeigt eine den Verlauf der Mauer nachzeichnende Akzentuierung auf dem Boden im Geropark. Im Jonas-Park sollen Bäume gelichtet oder entfernt und die Wegestruktur verbessert werden. Der Abteiberg, das Münster und die Architektur der Altstadt sollen besser betont werden.

An der Fliethstraße verbergen Werbetafeln den Blick auf das Münster, auf dem Alten Markt Schilder, Poller, Laternen und Werbung die Sicht auf die Citykirche — diese Auflistung von störendem „Gerümpel“ lässt sich beliebig fortsetzen. Der Rahmenplan sieht vor, Werbetafeln strategischer zu platzieren. Fahrradständer sollen an Einfallstraßen gebündelt statt überall einzeln aufgestellt, der Schilderwald minimiert, Werbung vereinheitlicht werden. Vorbild für die Reduzierung auf das Wesentliche ist übrigens Rheydt.

Die Stadt Münster gilt den Planern als Paradebeispiel für „klare, atmosphärische Architektur“. „Da wurden einige Fassaden nach dem Krieg wiederhergestellt — die übrigen sind frei erfunden, gleichen sich den Nachbarbauten aber an“, sagt Taco de Marie. Ein Ziel ist daher, ein Leitbild für Neubauten zu erstellen, das sich an der Historie und der Umgebungsbebauung orientiert. Ein Beispiel dafür ist die nebenstehende Visualisierung.

Weil Gladbach in der City „zu viele zu große Plätze“ habe, befürworten die Planer die Idee einer Markthalle für den Kapuzinerplatz. Auch die Busspuren der Hindenburgstraße halten sie für überdimensioniert, und sie sind für einen Stadtstrand an einem freigelegten Gladbach am heutigen Gero-Parkplatz.

Klar ist: Das Projekt steht noch am Anfang. Aus dieser Basis soll nach und nach Konkretes abgeleitet werden. Los gehen solle es aber relativ zeitnah mit der Überarbeitung des Hans-Jonas-Parks.

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