Damit Kinder ihre Trauer nicht verstecken

Das Deutsche Rote Kreuz Gladbach begleitet Mädchen und Jungen, die in ihrem nahen Umfeld einen Todesfall zu beklagen haben.

Mönchengladbach. Fünf Mädchen und Jungen sitzen in einem Stuhlkreis. Sie sind still. Blicken vertrauensvoll in die Runde. Manchmal lächelt eines der Kinder. Alle fünf haben innerhalb ihrer Familie oder im nahen Umfeld einen Trauerfall erlebt.

Heute sind sie zum Nachtreffen von insgesamt zehn Gruppenstunden im DRK-Haus am Volksgarten gekommen, die das Rote Kreuz des Kreisverbands Mönchengladbach zweimal im Jahr für Kinder als Trauerbegleitung anbietet.

Diese kostenlose Unterstützung wurde 2003 zum ersten Mal ins Leben gerufen und finanziert sich seitdem ausschließlich über Spenden. Für die Betreuerinnen Karin Schmitz und Waltraud Aengenvoort ist klar — Kinder trauern anders.

„Kinder trauern nach dem Lichtschaltereffekt“, sagt Sozialpädagogin Aengenwoort, die wie ihre Kollegin eine Zusatzausbildung zur Trauerbegleiterin für Kinder gemacht hat. Mädchen und Jungen trauern, wenn keiner hinsieht und geben sich nach außen hin als stark, um das zurückgebliebene Elternteil zu schützen.

In der aktuellen Runde reicht das Alter der Teilnehmer von sieben bis 13 Jahren. Alle konnten nach einem ersten Informationsabend entscheiden, ob sie an den Gruppenstunden teilnehmen möchten. Den ersten Schritt zur Trauergruppe zu machen „kostet Mut“, sagt Marvin (13). Aber es lohnt sich, sagen er und seine vier Leidensgenossen.

Die Treffen finden im vierzehntägigen Rhythmus statt, wobei jedes Treffen um die zwei Stunden dauert. Hier tauschen sich die Kinder untereinander darüber aus, wie sie ihren Schmerz verarbeiten. Es wird nicht nur geredet, sondern mit Spielen und Basteln wird die Trauer jedes Kindes angegangen.

Die jungen Teilnehmer schließen Freundschaften und merken, dass sie nicht die Einzigen sind, die jemanden verloren haben. „Es ist wichtig, dass man den Schmerz, den man empfindet nicht in sich hineinfrisst, sondern mit anderen teilt“, sagt der zwölfjährige Michael.

Zum Nachtreffen — ein Vierteljahr nach den Gruppentreffen — sind auch Väter und Mütter gekommen. Bei Kuchen und Saft wird über die gemeinsame Zeit geredet und die Bastelarbeiten werden herumgezeigt.

Die Eltern sind froh, dass es allen Kindern gelungen ist, offener mit ihrer Trauer umzugehen. In der Mitte des Stuhlkreises liegt ein Seil in der Form einer Spirale. Es symbolisiert den Trauerweg, der sich bei allen fortsetzen wird — der erste Schritt ist bereits getan.

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