Corona in Mönchengladbach Mönchengladbach: Das Coronavirus ist noch in der Stadt

Mönchengladbach. · 720 Infizierte und 41 Tote seit Ausbruch der Pandemie, bis zu 501 Menschen zugleich in Quarantäne – das sind die nackten Zahlen seit Ende Februar, als das Coronavirus die Stadt erreichte. Sieben Tage in Folge ohne Neuinfektion gab es nicht mehr. Bei manchen Nachbarn sieht zumindest die jüngste Entwicklung besser aus.

 Die Hindenburgstraße am 16.April, als die Pandemie auf ihrem vorläufigen Höhepunkt war.

Die Hindenburgstraße am 16.April, als die Pandemie auf ihrem vorläufigen Höhepunkt war.

Foto: Anika Reckeweg

Der Veilchendienstagzug war am Tag zuvor reibungslos durch die Stadt gezogen, da gab es am 26. Februar die ernüchternde Feststellung: In Mönchengladbach gibt es den ersten Corona-Infizierten. Seitdem hat Covid-19 die Stadt nicht mehr losgelassen. Zu den weißen, weil über mindestens sieben Tage von Neuinfektionen verschonten Flecken auf der Deutschlandkarte gehörte Mönchengladbach bislang zu keinem Zeitpunkt. Noch immer werden fast täglich neue Fälle registriert. Indes: Ihren vorläufigen Höhepunkt hatte die Pandemie vor etwa drei Monaten. Am 5. April waren in der Stadt 169 Personen akut infiziert – Spitzenwert bislang. Die weitere Entwicklung: zwiespältig. Die Zahl der akut Infizierten ist stark gesunken, die Zahl der an oder mit Covid-19 Gestorbenen auf 41 gestiegen.

Tägliche Neuinfektionen

Die ersten April-Tage waren in Mönchengladbach bislang die heftigsten. Am 1. April registrierte das Gesundheitsamt 35 neue Infizierte. Auch an den folgenden Tagen waren die Zahlen hoch: 18 Neuinfektionen am 2. April, jeweils 15 am 3. und 4. April und am 5. April noch einmal 29 neue Infektionen. Seit dem 20. Mai war dieser Wert mit einer Ausnahme (24. Juni: 10) nicht mehr zweistellig, wurden maximal sieben Infektionen an einem Tag registriert. Insgesamt gab es seit diesem Datum zwar 13 Tage ohne jeglichen neuen positiven Befund. Doch dieses erfreuliche Bild währte nie länger als zwei Tage am Stück – dann gab es wieder neue Fälle. Mönchengladbach bleibt auf der Corona-Karte ein Flecken mit aufflackernden Aktivitäten.

Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner

Die am 6. Mai zwischen Bund und Ländern vereinbarte Obergrenze, ab der wieder verschärfte Schutzmaßnahmen nötig werden und ein neuerlicher Lockdown droht, liegt bei 50 Infizierten pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen. Diesem Wert war Mönchengladbach auf dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie von 5. bis 7. April am nächsten mit Ausschlägen über die 30-er und wohl auch 40-er-Marke. Vom Gesundheitsamt veröffentlicht wird dieser Wert seit dem 7. Mai. Da lag er bei 12,6. Am höchsten war er am 17. Mai mit 15,7. Seit 27. Mai liegt er stets unter zehn – allerdings mit Wellenbewegungen: Phasen mit niedrigen Werten zwischen 3,1 und 3,8 vom 4. bis 8. Juli folgten wieder Ausschläge bis auf 9,2 am 13. und 14. Juli. Für Donnerstag, 16. Juli, gab die Stadt 6,9 an. Zum Vergleich: Laut Robert-Koch-Institut (RKI) betrug der Wert im Kreis Viersen am Donnerstag 2,7, in Krefeld 3,5, in Düsseldorf 3,7, im Kreis Heinsberg nur 1,7. Bei den Nachbarn ist die jüngste Entwicklung also günstiger. Allerdings schnitten in der RKI-Statistik etwa Duisburg mit 15,8, und der Kreis Mettmann mit 15,6 schlechter ab.

Entwicklung in den Krankenhäusern

Der vorläufige Höhepunkt der Pandemie war auch bisheriger Höhepunkt des Kampfes um Genesung und mitunter auch um das Leben von Covid-19-Patienten in den Mönchengladbacher Krankenhäusern. Am 1. April war mit 41 Patienten der Spitzenwert erreicht, erst am 24. April waren es wieder unter 30. Seit 21. Mai ist die Zahl der im Krankenhaus Behandelten einstellig, seit 27. Juni gibt es nur einen Fall in einer Klinik, zuvor hatte es zwölf Tage sogar gar keinen gegeben. Ob die geringere Krankenhausrate damit zu tun haben könnte, dass die Erkrankten der vergangenen Wochen womöglich jünger waren als vorher, vermag das städtische Gesundheitsamt nicht zu sagen. „Aufgrund der Größenordnung der Zahlen auf kommunaler Ebene sind Hypothesen zu Kausalitäten stochastisch nicht seriös möglich“, lautete die Auskunft.

Tests

Von insgesamt 10 837 Corona-Tests in Mönchengladbach wusste das Gesundheitsamt am 16. Juli zu berichten. Die waren allerdings nicht gleichmäßig über den gesamten Pandemie-Zeitraum verteilt: Fast die Hälfte geschah in den ersten 85 Tagen der Pandemie, die andere Hälfte wurde in den folgenden 56 Tage registriert.

Quarantäne

Schon am 16. März waren mehr als 200 Mönchengladbacher isoliert. Spitzenwert: am 5. April mit 501. Dann waren es einen Monat lang über 400 und mit ziemlichen Schwankungen erst am 4. Mai wieder unter 300. Nach einem Tiefpunkt am 8. Juli (172) nahm die Kurve wieder einen Aufwärts-Kurs. Am Donnerstag, 16. Juli, waren es 253. Die Schwankungen sind auch davon abhängig, wer sich infiziert: Ein Alleinstehender mit wenigen Kontaktpersonen zieht meist weniger Quarantänefälle nach sich als eine Familie mit mehr Kontakten oder als ein Infizierter, der häufiger mit größeren Gruppen oder vielen einzelnen Menschen Kontakt hatte.

Todesfälle

Viele der 41 Todesopfer waren, wie andernorts auch, über 80 Jahre alt, etliche litten an Vorerkrankungen. Altenheime waren, wie andernorts, besonders betroffen. In einem Wickrather Heim waren alleine mehr als ein Dutzend Tote zu beklagen. Die gute Nachricht: Seit 13. Juni hat es keinen weiteren Todesfall in Zusammenhang mit Corona in der Stadt gegeben.

Mönchengladbach im Vergleich

Im Kreis Heinsberg, früh und lange besonders hart betroffen, registrierte das Robert-Koch-Institut bis Donnerstag insgesamt 1961 Fälle und 81 Tote. Pro 100 000 Einwohner waren das 771,1 Fälle. In Mönchengladbach lag dieser Wert bei 275,4 – in Krefeld bei 300,9, im Kreis Viersen bei 249,9 und im Rhein-Kreis Neuss bei 179,2. Von Werten wie im Kreis Ostholstein mit 36,4 ist das zwar weit entfernt. Aber auch noch viel weiter vom bundesweiten Spitzenreiter, dem bayerischen Landkreis Tirschenreuth mit einem Wert von 1575,1. Unter nur 72 504 Einwohnern gab es dort 1142 Infizierte und 139 Tote zu beklagen.

Wie gering der Zusammenhang zwischen Infektionsfällen und Zahl der Todesfälle ist, zeigen folgende Zahlen des RKI: Der Landkreis Offenbach hat bislang 724 Infizierte – also nahezu gleich viele wie Mönchengladbach – und ebenfalls 41 Tote. Regensburg hat 725 Infizierte, aber nur zehn Tote. Mit 261 000 Einwohnern ist der Landkreis Rosenheim genauso bevölkerungsstark wie Mönchengladbach in den Daten des RKI. In diesem Kreis gab es 2310 Infizierte und ­199 ­Todesfälle.

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