Busfahrer schlüpfen in Rolle von Senioren

Die Polizei Mönchengladbach wirbt um Verständnis für ältere Fahrgäste.

Mönchengladbach. Nach der Übung sind die meisten nachdenklich. „Sehbehinderungen stellen wirklich eine enorme Einschränkung dar“, sagt Manfred Kreis.

„Man fühlt sich richtig schwindelig, fast wie betrunken“, stimmt sein Kollege Bernd Wackerzapp zu. Die beiden Busfahrer nehmen gemeinsam mit sechs weiteren Kollegen an der Schulung teil, die die Polizei Mönchengladbach anbietet.

„Normalerweise schule ich Senioren im Umgang mit ihrem Rollator“, erklärt Erwin Hanschmann, bei der Polizei Mönchengladbach für den Bereich Unfallprävention zuständig. Teil dieser Übungen ist auch das Fahren mit dem Bus, denn es ist gar nicht so leicht, mit so einer Gehhilfe problemlos ein- und auszusteigen. Doch jetzt üben nicht die Senioren, sondern die Busfahrer.

Ausgestattet mit Brillen, die alterstypische Fehlsichtigkeit nachahmen, mit Rollatoren, Krücken oder einem Simulationsanzug, der durch Gewicht und festes Material die Bewegungsmöglichkeiten einschränkt, versuchen die Busfahrer der NVV, ein- und auszusteigen. Gar nicht einfach.

„Wenn man körperlich so eingeschränkt ist, wird jede Stufe drei Meter hoch“, weiß Polizeioberkommissar Hanschmann. Er appelliert an die älteren Menschen, aktiv Hilfe zu suchen. Aber die Fahrer wissen, dass dies oft nicht geschieht. „Die Senioren bitten selten um Hilfe“, sagt Bernd Wackerzapp, seit 19 Jahren Busfahrer bei der NVV. „Als Fahrer biete ich die Hilfe an, wenn ich sehe, dass es notwendig ist.“

Oft wissen die Senioren gar nicht, wie viele Hilfsmöglichkeiten es im Bus gibt. „Der blaue Knopf mit dem Rollstuhl- oder Kinderwagensymbol ist auch für Rollatornutzer gedacht“, betont Erwin Hanschmann.

Durch das Drücken des Knopfes wird das automatische Schließen der hinteren Tür verhindert, so dass ältere Menschen mit ihren Gehhilfen in Ruhe aussteigen können. Der Busfahrer schließt die Tür dann, wenn er sieht, dass der Fahrgast sicher draußen ist.

Die Busfahrer, die an der Übung der Polizei teilnehmen, tun dies in ihrer Freizeit. „Ich finde die Aktion hier sehr sinnvoll“, meint Bernd Wackerzapp. „So kann man wirklich viel mehr Verständnis für Senioren entwickeln.“ Die acht Busfahrer sollen als Multiplikatoren dienen und ihre Erfahrungen an ihre Kollegen weitergeben.

Einen Tipp hat der erfahrene Busfahrer aber ohnehin schon für Fahrgäste mit Rollator: „Immer rückwärts aussteigen, zuerst der Mensch, dann der Rollator.“ Andersherum könne es schnell zu Unfällen kommen.

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