Bundesliga: Borussen-Fans boykottieren das Derby

„Ich gehe nicht hin“, sagen viele. Sie haben aus den „kriegsähnlichen Zuständen“ Konsequenzen gezogen.

Mönchengladbach. Es waren die schlimmsten Fan-Krawalle seit wohl 20 Jahren in Gladbach. Marie-Luise Kätow (53) kann die Bilder von schlagenden, schwarz-vermummten "Fans" nicht verdrängen.

Sie wie viele andere Borussen-Freunde haben angesichts der Hooligan-Ausschreitungen vor und nach dem VfL-Heimspiel gegen den 1. FC Köln Konsequenzen gezogen. "Ich gehe erst gar nicht hin", sagt die Angestellte.

"Ich hatte immer eine Dauerkarte", sagt die 53-Jährige. Doch seit diesen Tumulten habe sie Nein gesagt. "Jetzt suche ich mir die Partie aus, die ich im Stadion sehen will", sagt sie.

Als es am 4. Oktober 2008 los geht, sitzt sie mit Sohn Michael (27) im Auto und ist auf dem Weg in die Borussen-Arena. Auf der Aachener Straße bleiben sie im Stau stecken, dann "kommen die Wilden, werfen Steine und Flaschen. Das war zu viel. Ich habe meinem Sohn gesagt: ,Drehe um, ich will nach Hause’." Vom Spiel kam sie nichts mehr mit. Der Sohnemann auch nicht.

Rainer Horsmann aus Viersen verzichtet ebenfalls auf den Derby-Besuch. "Wenn man als Otto-Normal-Verbaucher schon damit rechnen muss, eins auf die Mütze zu bekommen - nein danke!" Kinder würde er zu diesem Samstagsspiel nicht mit ins Stadion nehmen. "Das ist mir alles zu aggressiv." Horsmann sieht auch ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential für die Ordner.

Er kritisiert die "riesengroße Aufmerksamkeit", die die rivalisierenden Fangruppen durch die Medien bekommen.

Ein Familienvater aus Neuwerk (40) hat schon frühzeitig Nein gesagt. Obwohl das bei Sohn Oliver (11) überhaupt nicht gut angekommen ist. "Diese kriegsähnlichen Zustände sind mir einfach zu gefährlich", sagt der Elektrofachmann. Aber auch der Top-Zuschlag habe ihn abgeschreckt.

"Schweren Herzens" verzichtet auch die Holterin (35), die ihren Namen ebenfalls nicht veröffentlicht sehen möchte, auf das Derby. "Ich fühle mich nicht sicher", begründet sie die Borussen-Abstinenz.

Dennoch: Der Park ist ausverkauft. 54057 Zuschauer wollen am Samstag kommen.

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