Bücherei-Chef schlägt Neubau vor

Stadtbibliothek: Lohnt es sich, in den veralteten, engen Komplex Blücherstraße Millionen für die Sanierung zu stecken?

Mönchengladbach. Gladbachs Zentralbibliothek am Adenauerplatz, inzwischen 45 Jahre alt, wird immer mehr zum Sanierungsfall. Zwar soll das "Haus der Medien" an der Blücherstraße bis Ende 2011 mit 3,6 Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm II der Bundesregierung runderneuert werden. Doch das ist lediglich eine dringende Bitte der Stadtspitze um OB Norbert Bude (SPD).

Politisch beschlossen ist die Sache bislang nicht, wenngleich angesichts der teilweise katastrophalen Zustände in der großen Bücherei vieles dafür spricht, dass die Politik die 3,6 Millionen Euro tatsächlich in die Hand nimmt.

Guido Weyer, auch zuständig für Gladbachs städtische Bibliotheken, hält grundsätzlich nichts davon, so viel Geld in ein Haus zu stecken, das funktional längst nicht mehr den Anforderungen entspricht "und dreifach überladen ist".

Eine Sanierung bei laufendem Betrieb mit rund 240 Öffnungstagen im Jahr hält er "für undenkbar". Stattdessen bittet er vor allem die Politiker aller Stadtratsfraktionen, über drei mögliche Modelle zu diskutieren (und zu entscheiden): 1. Umzug in ein adäquates Gebäude. 2. Abriss und erweiterter Neubau am bisherigen Standort Blücherstraße sowie als dritte Option ein Neubau an einem anderen zentral gelegenen Standort.

Weyer hebt im WZ-Gespräch den Stellenwert der Zentralbibliothek deutlich hervor. Sie sei nicht nur ein Ruhe- und Wissensraum, sondern auch zunehmend ein Ort der Kommunikation. Zehn Millionen Besucher seit Bestehen sprächen dafür eine deutliche Sprache.

GuidoWeyer Fachbereichsleiter

Dass im Stadtmitte-Bücherei-Komplex dringend etwas geschehen muss, ist seit Jahren bekannt. In dem Gebäude aus dem Jahr 1964 gibt es eine veraltete Elektrik, eine für damals 40000 Bücher ausgelegte Bibliothek ist mit mittlerweile über 130000 Medieneinheiten (Lektüre, DVDs usw.) auf zwei Ebenen räumlich völlig überlastet.

Fachleute sprechen von mangelhaftem Brandschutz, außerdem sei eine Asbestsanierung umgehend erforderlich. Gedrosselt werden müssten die jährlichen Heizkosten von mehr als 35000 Euro. Beispielsweise durch Wärmedämmung.

Sollte an der Blücherstraße nichts passieren, droht die Bauaufsicht mit der Schließung in spätestens drei Jahren.

Neben ihrer Zentrale unterhält die Stadtbücherei eine Zweigstelle im Karstadt-Haus Rheydt, die beiden Filialen Giesenkirchen und Rheindahlen, in den dortigen Schulzentren untergebracht, bedienen nicht nur Schüler, sondern auch kleine und große Kunden aus der Nachbarschaft.

Vermutlich Ende Juni entscheidet der Stadtrat über die bauliche Zukunft der zentralen Bibliothek. Aus dem 32,2 Millionen Euro Topf für Investitionen vor allem in den Bereich Bildung stehen dann noch rund 15 Millionen Euro zur Verfügung.

Und die sollen auch in viele andere (notwendige) Projekte gesteckt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort