Bierbrauer legen Wert auf Deutsches Reinheitsgebot

Experten trafen sich gestern zu einer Podiumsdiskussion an der Hochschule Niederrhein.

Das deutsche Reinheitsgebot wird bald 500 Jahre alt. Am 23. April 1516 wurde erstmalig in einer Landesordnung des Herzogtums Bayern festgelegt, dass Bier ausschließlich Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten dürfe. Ein halbes Jahrtausend später ist diese Vorschrift für deutsche Bierbrauer immer noch ein Alleinstellungsmerkmal.

Doch längst sind nicht nur deutsche Biere auf dem Markt gefragt. Das Importgeschäft boomt, ausländische Biere, die nicht nach dem Reinheitsgebot hergestellt wurden, liegen seit Jahren im Trend. Werden dadurch die einheimischen Bierbrauer benachteiligt? Macht eine einheitliche Regelung für ganz Europa Sinn? Und ist das Reinheitsgebot überhaupt noch zeitgemäß? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Experten und Branchenvertreter gestern in einer Podiumsdiskussion an der Hochschule Niederrhein.

In der aktuellen Debatte um das Pestizid Glyphosat, dass kürzlich in den Produkten mehrerer populärer Biermarken nachgewiesen wurde, haben die Bierbrauer eine klare Haltung. „Zwar ist die Nutzung dieser Zusatzstoffe nicht illegal“, sagt Michael Hollmann, Geschäftsführer der Bolten-Brauerei. „Aber wir wollen so etwas nicht unserem Bier.“ Trotzdem halte er die aktuelle Diskussion für überspitzt. „Diese Stoffe finden wir auch in Brot oder Nudeln. Unsere Branche hat man hervorgehoben, um damit Politik zu machen. Bier ist eben populär.“ Das Reinheitsgebot sei nun umso bedeutender, eine europaweite Verordnung laut Lebensmittelwissenschaftler Georg Wittich jedoch illusorisch, da beispielsweise die Gerste oft aus Regionen eingeführt werden müsse, die nicht diesen strengen Vorschriften unterliegen.

Größte Konkurrenz für deutsche Bierbrauer sind Modegetränke aus dem Ausland. Hauptimporteur ist Belgien mit 35 einschlägigen Biermarken. Davon orientieren sich 31 Biersorten nicht am Reinheitsgebot. „Dazu zählen auch Misch-Bier-Getränke, die bei jungen Kunden beliebt sind“, sagt Heinrich Hartwigsen, Leiter Qualitätssicherung der Oettinger-Brauerei.

Deshalb auf das Reinheitsgebot verzichten wollen die Branchenvertreter jedoch nicht. „Die klare Beschränkung auf diese vier Zutaten macht das Bier für den Verbraucher sicher und unbedenklich“, ergänzt Lebensmittelkontrolleur Bernd Stumm. Als Garant für deutsche Qualität bleibe das Reinheitsgesetz deshalb international weiterhin „cool“.

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