Bande steckte hinter Bankraubserie

Die Polizei hat drei Männer festgenommen. Sie sollen mindestens 19 Banken überfallen haben, zwei davon in Gladbach und vier im Kreis Viersen.

Am Freitag nahm die Polizei einen 39-Jährigen in Wegberg fest, dem eine Sonderkommission der Neusser Polizei 19 bewaffnete Banküberfälle zur Last legt. Darunter auch die Taten in Odenkirchen, Hockstein, Schaag, Neersen, Waldniel und Viersen. Inzwischen steht fest: Er war kein Einzeltäter, sondern Teil einer dreiköpfigen Bande.

An deren Spitze steht nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf der 43-jährige Mönchengladbacher Andre L., der bereits Anfang der 2000er Jahre wegen Banküberfällen eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt hatte. L. selbst wurde nicht mehr aktiv: Er schickte vielmehr zwei Bekannte zu den Überfällen los.

Seine Komplizen gaben zu, die Taten verübt zu haben, Andre L. bestreitet dagegen jede Tatbeteiligung. Die Staatsanwaltschaft ist aber überzeugt, dass alle drei arbeitsteilig vorgegangen sind. Ob sie auch für eine 20. Tat infrage kommen, wird derzeit geprüft. Im Falle einer Verurteilung wegen schwerer räuberischer Erpressung droht jedem Einzelnen eine Haftstrafe zwischen mindestens drei und bis zu 15 Jahren. Wie Chef-Ermittler Ulrich Jacobs gestern erklärte, führte ein Handwerker die Polizei zu der Bande. Er hatte in der Nähe eines Tatortes gearbeitet. Ermittler befragten ihn — zunächst vergeblich. Dann fand er auf der Ladefläche seines Lkw eine Mütze mit der Aufschrift „S.W.A.T.“, wie sie bei Überfällen zur Tarnung verwendet wurde — an ihr klebte die entscheidende DNA-Spur. Der Täter hatte die Mütze offenbar auf der Flucht entsorgt. Sie führte die Ermittler zu dem vorbestraften Bankräuber. Der 43-Jährige aus Mönchengladbach hat wegen einer älteren Überfallserie viele Jahre im Gefängnis verbracht. Neben ihm sollen noch ein 32 und ein 39 Jahre alter Mann Mitglieder der Brillen-Bande sein. Das Trio soll sich im Drogenmilieu kennengelernt haben.

Insgesamt soll die Bande mehr als 100 000 Euro erbeutet haben. Das Trio suchte Banken und Sparkassen in NRW, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland auf. Die Ermittlungskommission „Brille“ wurde am 16. März installiert. 14 Mal hatten die Täter bis dahin mutmaßlich schon zugeschlagen. Trotz der Geständnisse der beiden Männer sind nicht alle Taten aufgeklärt. Ein anthropologisches Gutachten, das die Tatorte den Männern zuordnen soll, liegt noch nicht vor. „Es ist möglich, dass es einen weiteren Täter gibt“, räumte Ulrich Jacobs ein.

Wie die Verbindung zwischen den Männern aufgefallen ist, wollen die Ermittler nicht preisgeben — wie so vieles andere auch. In den Wohnungen der beiden Mönchengladbacher, die nach der Festnahme durchsucht wurden, fand sich ein fünfstelliger Geldbetrag. Weil die Scheine mit einer speziellen Markierung versehen waren, ließen sie sich zweifelsfrei einem Sparkassenüberfall in Herzebrock-Clarholz bei Gütersloh am 23. April zuordnen. Diese Tat ist dann Nummer 19 auf der Liste, die am 8. Oktober 2014 beginnt und auch Taten in Schaag, Neersen, Viersen, Odenkirchen, Hackstein und Waldniel beinhaltet.

Die betroffenen Geldinstitute hatten 30 500 Euro an Belohnungen ausgelobt. Ob diese Belohnung nun ganz oder zum Teil der Handwerker bekommt, der die Mütze und damit das entscheidende Beweisstück fand, steht noch nicht fest.

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