Bahn: Kein Geld für die Fassade

Im Hauptbahnhof wurde jetzt das letzte Ladenlokal vermietet — doch fertig saniert werden die Eingangshalle und der Gebäude-Komplex nicht.

Mönchengladbach. Der junge Mann drückt hastig die Zigarette in den Ascher. Weil es ein „rauchfreier Bahnhof“ ist, stehen die Behälter vorn am zentralen Eingang des Stadtmitte-Hauptbahnhofs. Der wird, was die große Eingangshalle und das Gebäude betrifft, offenbar in nächster Zeit nicht fertig. Wenngleich das die Bahn im Rahmen ihrer „Sanierungs-Offensive“ versprochen hatte.

Wie ein Düsseldorfer Sprecher der Bahn am Montag unserer Redaktion bestätigte, werde es „schwierig“, restliche, aber keineswegs unbedeutende Arbeiten zu erledigen. Mit anderen Worten: Es fehlt das Geld für die Sanierung der schäbigen Decke, für neue Fenster, Türen und vor allem für die Außenfassade des Komplexes aus dem Jahr 1851.

So bleibt es im Eingangsbereich bei der Decke aus Drahtgeflecht. Hier hängen zwar noch die bunten Flaggen verschiedenster Nationen anlässlich der Frauen-Fußball-WM im Sommer. Doch, wer will, sieht durch den internationalen Himmel hinauf auf das verschmutzte Dachkonstrukt.

Gerade sind die vor Monaten aufgestellten Bretterwände rechts verschwunden. Laut Bahnsprecher öffnet dahinter am 9. Januar ein Yorma’s Convenience Store. Damit sei hier das letzte Laden-Lokal vermietet.

Auch dort gibt es Butter-Brezel (und Fertiggerichte) oder die heiße Schokolade wie im vor zweieinhalb Wochen eröffneten, viel kleineren „my tasty“ neben dem DB-Reisezentrum, in dem viel Betrieb herrscht — wie im „Backwerk“.

Zum üppigen Fast-Food-Angebot kommt „Ditsch Backwaren“ hinzu. Geräumig ist der Drogeriemarkt „Ihr Platz“ — wie auch der Anbieter von Zeitungen und anderen Lektüren.

Nicht geklärt ist, ob Teile des Foyer-Bodens gefliest werden. Hier läuft man über blanken Estrich. „Wasser marsch“ heißt es im Tunnel zu den Bahnsteigen. Zwischen den Gleisen eins bis drei läuft Wasser die Decke hinab, Pfützen haben sich gebildet.

Ob das „taktile Behindertenleitsystem“, weiße Streifen mit gerillten Platten für Sehbehinderte und Blinde, angelegt wird, ist ebenfalls offen. Der Bahnsprecher gibt zu, dass die Finanzierung nicht gesichert ist. Und dann sagt er: „Mit dem Gladbacher Hauptbahnhof sind wir jetzt erst einmal fertig.“

Bislang wurden in den Bahnhofskomplex mehr als 5,5 Millionen Euro investiert. Geld von Bund, Land und Bahn. Die Stadt überwies eine fünfstellige Summe und beteiligte sich so an den Planungskosten. Die Millionen wurden u.a. in Aufzüge (zu den Gleis-Anschlüssen) oder in ein „WC-Center“ für Behinderte wie für Nichtbehinderte gesteckt. Wer zwischen 6 und 23 Uhr muss, zahlt einen Euro. Die Hälfte kann man als Bon in einem der Läden eintauschen.

Glaubt man dem Bahnsprecher, dann sind die Verhandlungen über eine Radstation am Hauptbahnhof noch nicht abgeschlossen. Die Stadt teilte hierzu Anfang Dezember mit, dass der Betrieb (Verleih, Reparatur usw.) in 2012 starten soll. Ein freier Träger werde den Laden führen. Er stellt Menschen ein, die auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben. Kosten des Zweirad-Geschäfts: rund 900 000 Euro.

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