Bagger knabbern am Eli-Turm

Das alte Schwesternwohnheim hat ausgedient.

Mönchengladbach. Wehmut ist dabei, wenn bis Juni das ehemalige Schwesternwohnheim am Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt abgerissen wird. "Das Eli kann man ja schon von weitem sehen", sagt Thomas Gerloff, Pflegedienstleiter im Eli. "Spätestens ab dem Kreuz Wanlo, meist schon ab Jackerath. Bald fehlt der eine Turm - das Schwesternwohnheim."

Ab elf Uhr am Montag begann ein Bagger mit einer Zange am Ende seines mehr als 40 Meter langen Armes knirschend an der Betonbrüstung am Flachdach des zwölf Stockwerke hohen Gebäudes zu knabbern, aber er kommt nur wenig voran. "Ende Juni soll der Abriss fertig sein", sagt der Technische Leiter des Elis, Norbert Dahmen. Der Fortschritt der Bauarbeiten kann mittels einer im zwölften Stockwerk des Krankenhauses montierten Webcam im Internet mitverfolgt werden.

Begonnen haben die Arbeiten bereits im Januar. PVC-Beläge wurden entfernt und gesondert gelagert, ebenso Kokosfaserdämmung, Mineralwolle, aber auch Schadstoffhaltiges wie gebundene Asbestplatten. "Wenn wir sie getrennt entsorgen, ist das billiger", sagt Dahmen.

Insgesamt wird mit Kosten von 350000 Euro für den Abriss gerechnet. Anschließend entstehen dort Parkplätze, der P2 mit seinen 104 Plätzen ist momentan wegen der Arbeiten gesperrt, später bekommt er 40 Plätze dazu.

Wehmut auch bei Dr.Ernst Kewel: Der frühere ärztliche Direktor und Leiter der Kinderklinik musste oft hinauf in die obersten Etage des Schwesternwohnheims, wo die Kinderkrankenpflegeschule untergebracht war, in der er unterrichtete. "Wir hatten einen fantastischen Blick bis hinüber nach Erkelenz", erinnert er sich mit leuchtenden Augen.

Nach der Fertigstellung des Wohnheims 1967 wurden dort die Schwestern untergebracht - anfangs noch von einer Nonne am Eingang bewacht, die akribisch darauf achtete, dass der Herrenbesuch um 21.55 Uhr die Zimmer verließ, und die notierte, wann die Frauen kamen und gingen. Kontrollen, die heute undenkbar sind und schon damals nicht fruchteten. Gerloff etwa hat seine Frau Brigitte dort kennengelernt, die heute noch OP-Schwester im Eli ist. Er war als angehender Pfleger - einer der damals noch seltenen Männer in dem Beruf - im Ärztehaus untergebracht. "Wir konnten kommen und gehen, wann wir wollten." Deswegen stand eheanbahnenden Aktivitäten nichts im Wege.

Zwölf Zimmer gab es auf jeder Etage, keines hatte fließend Wasser oder eine Toilette. Seit fünf Jahren steht das Wohnheim leer.

Zur Webcam im Internet:

www.sk-mg.de

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