Arbeitsmarkt: SPD unterbreitet Vorschlag

Stadt soll Gesellschaft gründen, in der Langzeitarbeitslose qualifiziert und beschäftigt werden.

Rekord-Umsätze, Rekord-Beschäftigung, es gibt so viel Arbeit wie nie — doch es gibt eine Gruppe Menschen, an der der offenkundige Boom in der Mönchengladbacher Wirtschaft vorbeigeht. Das sind die Langzeitarbeitslosen.

Das lässt sich in Zahlen ganz einfach ablesen: Im Februar waren laut Statistik der Arbeitsagentur Mönchengladbach 6203 Männer und Frauen langzeitarbeitslos (42 Prozent aller Arbeitslosen). Das waren 16,6 Prozent mehr Menschen als noch im Februar 2017.

Obwohl in dieser Zeit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs auf ein Rekordniveau gestiegen ist, haben viele Langzeitarbeitslose kaum eine Perspektive auf einen guten Job. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Mönchengladbach hat jetzt vorgerechnet, dass im vergangenen Jahr nur noch 768 Langzeitarbeitslose eine Beschäftigung auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt (ohne Förderungsmaßnahmen) aufgenommen haben. Im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren es noch 845 Langzeitarbeitslose. „Die Zahl der Arbeitsaufnahmen ging somit um 9,1 Prozent zurück“, kritisiert der DGB.

Die SPD schlägt nun eine Lösung vor, wie aus Mönchengladbach eine Modellstadt für die Integration Langzeitarbeitsloser werden könnte: eine eigene städtische Gesellschaft, in der Langzeitarbeitslose eine Arbeit aufnehmen und dafür auch qualifiziert werden sollen.

So ähnlich funktioniert etwa die Zukunftswerkstatt Düsseldorf (ZWD), eine gemeinnützige Tochter der Landeshauptstadt, die es dort schon seit 1989 gibt. In Düsseldorf betreibt die ZWD die Radstation, die ZWD-Umweltwerkstatt, die ZWD-Altpapierentsorgung, den Haushalts- und Alltagsdienstleister Casa Blanka sowie das Arbeitslosenzentrum Düsseldorf.

„Wenn jetzt Mittel vom Bund kommen, sollten wir in Mönchengladbach schon Ansätze für eine gute Lösung haben“, sagt der SPD-Fraktionschef im Rat, Felix Heinrichs. Die Große Koalition in Berlin will in den kommenden vier Jahren jedes Jahr eine Milliarde Euro für die Integration Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt bereitstellen.

Ralf Horst, SPD-Ratsherr

Für Mönchengladbach könnte sich Heinrichs vorstellen, dass Langzeitarbeitslose dann etwa in der Betreuung von Senioren und Pflegebedürftigen eingesetzt werden könnten. „Es geht ja nicht nur um Behandlungspflege, sondern Senioren brauchen auch Zuwendung und Betreuung“, sagt er. Aber auch Servicekräfte in anderen Bereichen wie beispielsweise als Begleiter von Fahrgästen in Bussen oder bei der Mags kann sich Heinrichs vorstellen. Der SPD-Ratsherr Ralf Horst ist überzeugt: „Wir müssen etwas tun. Sonst schaffen wir Hartz-IV-Karrieren in der Stadt, wenn der soziale Aufstieg nicht gelingt.“

Langzeitarbeitslosigkeit ist auch für die Stadt teuer. Denn allein in diesem Jahr zahlt die Verwaltung an Leistungsbeteiligung für Unterkunft- und Heizkosten rund 113 Millionen Euro, 2021 sollen es laut Haushaltsplan der Stadt schon 120 Millionen Euro sein. Damit wird die Unterkunft von Langzeitarbeitslosen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II („Hartz IV“) beziehen, finanziert, aber auch von Menschen, die Grundsicherung im Alter oder Hilfen zum Lebensunterhalt brauchen.

„Man kann doch versuchen, mit dem Geld Arbeit zu finanzieren“, sagt Ralf Horst. Die Betroffenen hätten dann mehr Geld, als sie jetzt vom Jobcenter bekommen. „Und es ist wesentlich besser für sie, wenn sie nicht immer nur zu Hause sitzen“, sagt Heinrichs.

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