Anwohner sauer: Stadt lässt Häuser verkommen

Die Nachbarn ärgern sich über diverse Schrottimmobilien der Stadt.

Anwohner sauer: Stadt lässt Häuser verkommen
Foto: Raupold (2), privat (2)

Mönchengladbach. Andreas Turck (41) hat sich mit seiner Familie ein Nest gebaut. Zwar lärmt vor dem Haus der Verkehr der Krefelder Straße, doch hinten im gepflegten Garten herrscht eine bemerkenswerte Ruhe. Das große Haus, das der Busfahrer mit Vater, Tante und der eigenen sowie der Familie des Bruders bewohnt, ist tipp-topp gepflegt. Hier fühlt sich die Familie Turck pudelwohl — wenn denn nicht der Nachbar wäre. Der heißt Stadt Mönchengladbach und macht das, wofür private Hausbesitzer Schreiben des städtischen Ordnungsamtes mit Strafandrohungen bekommen würden: Der Eigentümer Stadt lässt das Haus verkommen. Und das ist kein Einzelfall.

Anwohner sauer: Stadt lässt Häuser verkommen
Foto: Raupold (2), privat (2)

„Wenn man die Stadt als Nachbarn hat, ist man verraten und verkauft“, schimpft Andreas Turck. Am vergangenen Sonntag hat er sich keinen Rat mehr gewusst und die Polizei gerufen. Da entdeckte er im total verwilderten Garten des Nachbarhauses mehrere seltsame Gestalten, die in dem Haus offenbar übernachtet hatten. Die Polizei traf Osteuropäer an, die ohne Bleibe waren. Turck: „Sie quetschen sich durch die vernagelten Kellerfenster. Auch Nichtsesshafte haben hier schon campiert.“

Anwohner sauer: Stadt lässt Häuser verkommen
Foto: Raupold (2), privat (2)

Seit sieben Jahren steht das Haus leer, auf dem Flachdach wirkt der Belag nur noch wie Pappe. An der Tür weist ein Aufkleber darauf hin, dass Rattengift ausgelegt wurde. Und es muss offenbar hineinregnen, denn der Außenputz hat deutlich sichtbare Feuchtigkeitsspuren. Turck: „Ich habe mehrfach die städtische EWMG, die das Haus verwaltet, auf den schlechten Zustand hingewiesen: Aber es tut sich nichts.“

Anwohner sauer: Stadt lässt Häuser verkommen
Foto: Raupold (2), privat (2)

Bei der EWMG gibt man sich ahnungslos. Es seien bisher keine Beschwerden bekannt, teilt Stadtsprecher Dirk Rütten mit. Die EWMG werde aber „kurzfristig den Pflegezustand der Grundstücke überprüfen und wo nötig verbessern.“ Das Haus soll im Übrigen nicht mehr verkauft oder vermietet werden: Es wird abgerissen, weil es in der Fluchtlinie der Krefelder Straße steht. Doch wann das geschieht und wie lange die Familie Turck als Nachbarn mit diesem unhaltbaren Zustand leben muss, dazu wird nichts gesagt. Inzwischen haben die Turcks der EWMG einen Brief geschrieben und kurzfristiges Handeln dringend angemahnt.

Wenige Häuser von den Turcks entfernt, tut sich das nächste Problem für Stadt und EWMG auf. Das Haus 197, eine ehemalige Gaststätte, ist auch in Stadtbesitz und gammelt vor sich hin. Das Grundstück, auf dem das Gebäude steht, soll vermarktet werden. Ungebetenen Besuch scheint es hier auch schon gegeben zu haben: Mehrere Latten aus dem Bretterzaun des angrenzenden Gartens sind herausgebrochen.

Auch Manfred Kremers ärgert sich schwarz. Bei ihm ist es nicht unmittelbar die Stadt, sondern die städtische Tochter Kreisbau, die im Besitz des Nachbarhauses ist. Da das Haus von Kremers, in dem er vor fast 74 Jahren geboren wurde und immer noch lebt, direkt an dem Kreisbau-Haus angebaut ist, erlebt er den Verfall hautnah mit. „Seit Jahren wird nichts wirksam unternommen. Mäuse und Ratten gibt’s auch“, sagt der 73-Jährige. Er hat seit Elternhaus mit viel Geld und Liebe in Schuss gebracht — beim „Nachbar Kreisbau“ geht alles drunter und drüber, seit vor einigen Jahren ein älteres Ehepaar ausgezogen ist. Die Kreisbau will die Wohnungen nicht mehr vermieten.

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