Mönchengladbach Anwohner nach tödlichem Nachbarschaftsstreit unter Schock

Nach einer körperlichen Auseinandersetzung in Wickrathhahn wurde ein 68-Jähriger tot in seinem Haus gefunden. Ein 24-jähriger Nachbar wurde festgenommen. Viele Anwohner sind fassungslos, wie es so weit kommen konnte.

Mönchengladbach. An diesem sonnigen Sonntagvormittag scheint Wickrathhahn, der rund 1500 Einwohner zählende Stadtteil am westlichen Rand von Mönchengladbach, eine perfekte Idylle zu sein. Herrchen führen ihre Hunde aus, auf dem Spielplatz schräg gegenüber der katholischen Herz-Jesu-Kirche schaut eine junge Mutter ihrem Kind beim Spielen im Sandkasten zu, auf den Feldern sind Jogger unterwegs. Beim Italiener „La Fattoria“, der inzwischen einzigen Gaststätte des Dorfes, sitzen Stammgäste beim Bier an der Theke. An Tischen wird Pizza serviert.

Mönchengladbach: Anwohner nach tödlichem Nachbarschaftsstreit unter Schock
Foto: Rixkens

Doch die Idylle trügt. Denn es gibt heute nur ein Thema: den Streit zwischen zwei Nachbarn, der in der Nacht zu Sonntag nur wenige Meter vor der Pizzeria auf der Straße eskaliert war und den einer der beiden Kontrahenten nicht überlebte. Günter M. ist tot. Der 68-Jährige hatte nur zwei Häuser vom Lokal entfernt gelebt, ein Mehrfamilienhaus direkt daneben soll ihm gehört haben. Er hatte nicht nur diese beiden Häuser selbst gebaut. Beim Bau sei er beschäftigt gewesen, habe immer noch gearbeitet, sagt der Wirt. „Er war ein herzensguter Mensch, immer hilfsbereit, immer freundlich.“ Seine Gäste nicken traurig. Hier lässt niemand etwas auf den Nachbarn kommen.

Sein Kontrahent in dem Konflikt war der 24-jährige Marco H. (Name geändert), der mit seinen Eltern und Geschwistern nur wenige Häuser entfernt wohnt. Nur vom Sehen kenne man ihn, heißt es von fast jedem, den man fragt. Die Menschen sind ratlos, wie es so weit kommen konnte.

Nach Angaben der Polizei hatten Nachbarn am späten Samstagabend gegen 23.15 Uhr die Polizei alarmiert, weil es auf der Straße zu Randale und einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen war. Als die Beamten eintrafen, hatten sich die Beteiligten bereits vom Tatort entfernt. Die Ermittler wollten Marco H. und Günter M. aufsuchen. Offenbar auch deshalb, weil — so ist es am Sonntag bei einigen Wickrathhahnern zu hören — ein Baseballschläger eingesetzt worden sein und M. verletzt haben soll. Der 68-Jährige öffnet nicht, die Feuerwehr wird gerufen und bricht die Tür auf. Drinnen liegt M. — leblos.

Er ist ein kräftiger Mann. Und es steht noch nicht fest, ob tatsächlich die Verletzungen aus der Schlägerei zu seinem Tod geführt haben, betont eine Polizeisprecherin. Erst die Obduktion wird endgültig Klarheit bringen. In der Pizzeria hat daran niemand einen Zweifel. „Er war gesund und stark“, sagt der Wirt. M. sei nicht der Typ für einen Herzinfarkt gewesen. Er soll nicht verheiratet gewesen sein, habe allein in seinem Haus an der Hauptstraße der Ortschaft gelebt.

Im Briefkasten steckt ein Sonntagsblatt, die Jalousie zum Schlafzimmer ist halb geöffnet. Alles wie immer. Wäre da nicht das violette Siegel der Kreispolizeibehörde Viersen am Türschloss. „Wir bauen gerade um, wenn wir mal Werkzeug brauchten, hat er es uns sofort gegeben und auch sonst immer mit angepackt, wenn man seine Hilfe brauchte“, sagt ein direkter Nachbar des 68-Jährigen, der gerade im Hof eine Zigarette raucht. Ruhig und freundlich sei M. gewesen, überhaupt nicht der aufbrausende Typ. Es passe einfach nicht, dass der Streit so habe eskalieren können. Der Nachbar schüttelt den Kopf — wie so viele an diesem Tag.

Dass es seit längerem einen Konflikt zwischen M. und H. gegeben hat, war bekannt, worum es dabei ging, wohl nicht. Zumindest will niemand darüber reden. Es sei auch um eine Freundin gegangen, heißt es nur einmal sehr vorsichtig. Offenbar war eine Frau Mieterin in dem Mehrfamilienhaus, das dem 68-Jährigen gehörte und das nur wenige Meter neben seinem eigenen steht. H. soll öfter dort zu Besuch gewesen sein, manche sprechen von Partys. Bereits zuvor soll es zwischen den Männern zu Streitigkeiten gekommen sein. Am Abend der letzten Auseinandersetzung soll M. den 24-Jährigen aufgefordert haben, sein Grundstück zu verlassen, heißt es. Doch Genaues will niemand sagen. Bei vielen der Nachbarn hatte kurz nach der Tat die Kripo geklingelt. Ins Restaurant „La Fattoria“ ist sie noch am selben Abend gekommen. „Bis dahin hatte ich von dem Streit nichts mitbekommen“, betont der Wirt.

Auch die Ermittler halten sich noch zurück. Gestern haben sie den mutmaßlichen Täter vernommen. Aussagen von Zeugen — davon hat es wegen des Lärms auf der Straße mehrere gegeben — werden noch ausgewertet. Und die Obduktion steht noch aus. Details werden heute bekanntgegeben.

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