Anwalt mit Modelmaßen

Karriere: Torsten Terhorst ist gerade dabei, sein Jurastudium abzuschließen. Das sieht man ihm nicht an? Kein Wunder, ganz nebenbei arbeitet der 28-Jährige als Model, bevorzugt für Unterwäsche.

Mönchengladbach. Das Model und der Anwalt - klingt wie eine Vorabendserie? Oder nach einem schönen Paar? Nicht ganz, beides steckt in einer Person. Torsten Terhorst hat gerade sein erstes Staatsexamen in Jura in der Tasche und ist ganz nebenbei Model - bevorzugt für Unterwäsche.

Passt nicht zueinander? Das hat der 28-Jährige schon oft gehört. "Von Models nimmt man gemeinhin an, dass sie nichts im Kopf haben. Bei Juristen ist es genau umgekehrt", sagt Torsten Terhorst in nüchternem Ton und nur ein Augenbrauenzucken verrät, dass ihn dieser Gegensatz noch immer amüsiert.

Der Gladbacher macht gerade ein Rechtsreferandariat bei der Düsseldorfer Bezirksregierung. Sein Chef hat gefasst auf den Nebenjob reagiert, aber gleich eine Bedingung gestellt: "Ich soll Anzüge tragen, unter denen man meine Muskeln nicht sieht." Er versteht das: "Die Leute wollen einen Anwalt und keinen Türsteher."

Terhorsts Model-Körper kommt nicht von ungefähr. Viermal in der Woche trainiert er im Fitnessstudio, eine Stunde Muskel-, 30Minuten Ausdauertraining. Seit fünf Jahren ernährt er sich ausschließlich von Putenfleisch, Reis und Salat ohne Dressing - auch zum Frühstück, zu Weihnachten und am Geburtstag. "Das ist für mich das Einfachste, um meinen Körper so zu halten, wie er ist. Das ist aber um Gottes Willen nicht für jeden zu empfehlen", sagt er und faltet die Hände um seine Cola light, an deren Pegelstand sich seit einer halben Stunde nichts verändert hat.

Torsten Terhorst ist kein Muskelmonster, kein Rambo im Maßanzug. Sein Auftreten ist dezent, seriös, er spricht ruhig und überlegt. Und doch fällt der Blick schnell auf den ausgeprägten Nacken und die türrahmenbreite Schulterpartie. Hat er sich das alles nur fürs Modeln antrainiert? "Nein, es war genau umgekehrt", sagt er. Erst kam das Fitnesstraining, anfangs nur als Ausgleich zum Studium, dann kamen die Muskeln und eines Tage sprach ihn im Freibad ein Fotograf an. "Ich dachte, der will mich veräppeln", sagt Terhorst. Trotzdem ging es zum verabredeten Fototermin.

Das erste Shooting war ungewohnt. Er stand in Unterhose vor einer Fotowand und sollte posieren. "Daran muss man sich gewöhnen", sagt er und faltet die Hände wieder um die Cola. Das galt auch für seine Eltern, die anfangs nicht besonders begeistert von dem Studentenjob waren. Doch der 1,80 Meter Mann war plötzlich begehrt. Vor allem bei jungen, modernen Marken, wie der Jeansmarke Diesel, die irgendwie anders sein wollen. Denn: "Ich bin nicht der schlank elegante Durchschnitts-Typ. Ich bin nichts für den Otto-Katalog", sagt Terhorst und zwinkert über den Glasrand.

Er ist der Kernige, der in verlassenen Fabrikhallen zwischen Stahlketten posiert. Kein Wunder, dass bei seiner Agentur auch schonmal schlüpfrige Angebote eingehen. Doch das ist nichts für Terhorst. "Ich will ja nichts machen, für das ich mich später schämen muss."

In letzter Zeit übernimmt der Anwalt in Terhorst die Führung. Seit das Studium vorbei ist und das zweite Staatsexamen vor der Tür steht, bleibt wenig Zeit für Foto-Shootings. "Die Prioritäten verschieben sich langsam", sagt er. Einen Nachteil hätte es allerdings, wenn er sein Model-Dasein an den Nagel hängt. Die Unterwäsche-Versorgung würde abreißen. Denn im Moment, verrät der Model-Mann mit breitem Grinsen, "habe ich die Schränke voll".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort