33-Jährige bereut Fahrt als Drogenkurier

In Essen ist eine Mönchengladbacherin zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Richter rieten der schluchzenden Frau, sich „netteren Dingen zuzuwenden“.

Mönchengladbach. Nie ist die 33-jährige Mönchengladbacherin mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Die zweifache Mutter war immer unbescholten - bis zum 5. Dezember 2008. Da wurde sie zur Drogenkurierin und gleich beim ersten "Einsatz" von der Polizei erwischt.

Das Landgericht Essen zeigte jetzt Milde gegenüber der geständigen Frau und verurteilte sie wegen Besitzes von Drogen und Beihilfe zum Drogenhandel zu einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten.

Finanziell ging es der Frau alles andere als gut. "Sie ist nicht auf Rosen gebettet", sagte ihr Verteidiger Wolfgang Weber. Die Angeklagte lebte von Hartz IV und unterstützte ihre kranke Mutter im Heimatland mit Medikamentenlieferungen. In dieser Situation lernte sie in einer Mönchengladbacher Diskothek einen Mann kennen, der sich ihr gegenüber als Geschäftsmann ausgab.

Von ihm erhoffte sie sich Hilfe. Die bekam sie vermeintlich auch, als er sie bat, gegen Bezahlung etwas aus Essen für ihn "abzuholen". So fuhr die Angeklagte ins Ruhrgebiet. Da habe sie noch keine Ahnung gehabt, dass sie Kokain abholen und nach Düsseldorf bringen sollte, sagte sie.

Im einem Lokal traf sie den Essener Kontaktmann. Anschließend fuhren beide gemeinsam mit einem Taxi zum Essener Hauptbahnhof. Dass sie dabei die ganze Zeit unter Beobachtung der Polizei standen, wussten sie nicht. Die Telefonate der Essener Drogendealer wurden zudem ständig abgehört. "Wir haben aber nur ein Telefon des Kontaktmannes überwacht. Die haben ja oft mehr Handys als Finger", sagte einer der Polizeibeamten aus.

Am Hauptbahnhof trennten sich die Gladbacherin und der Essener Kontaktmann kurzzeitig - und die Polizei griff zu. Zu diesem Zeitpunkt hatte die 33-Jährige bereits eine Plastiktüte übernommen, in der sich eine Socke befand. Die Socke wiederum war mit 165 Gramm Kokain gefüllt.

"Ich bitte alle um Vergebung", schluchzte die Angeklagte im Gerichtssaal. Drei Monate hat sie in U-Haft gesessen. Nach der Urteilsverkündung kam sie nun wieder auf freien Fuß. "Ich hoffe, dass Sie entsprechende Lehren aus diesem Verfahren ziehen werden", gab der Richter mit auf den Weg, "dass sie in Zukunft die Finger lassen von solchen Dingen. Sie sollten sich netteren Dingen des Lebens zuwenden wie Ihrem dreijährigen Sohn."

Der Auftraggeber aus Gladbach wurde übrigens wenige Wochen später in Hannover mit Drogen im Gepäck verhaftet. Staatsanwältin Sabine Vollmer meinte dazu ironisch: "Er musste wohl selbst fahren, weil ihm die Kurierinnen ausgegangen sind."

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