Listerien-Keime Wurstskandal: 31 Betriebe betroffen

Mönchengladbach. · Auch in Gladbach wurden Produkte des Wurstherstellers Wilke vertrieben und verarbeitet.

 Sie könnten auch in der Leberwurst auf dem geschmierten Brot stecken: sogenannte Listerien-Keime.

Sie könnten auch in der Leberwurst auf dem geschmierten Brot stecken: sogenannte Listerien-Keime.

Foto: dpa, fg lre

Das Ausmaß des weltweiten Produktrückrufs für womöglich mit Listerien-Keimen belastete Wurstwaren der hessischen Firma Wilke ist größer als zunächst angenommen. Auch Mönchengladbach ist betroffen: Laut Stadtverwaltung sind nach bisherigen Erkenntnissen 31 Betriebe von Wilke direkt oder über Zwischenhändler beliefert worden.

Wo befindet sich Wilke-Ware
im Umlauf?

Zwei Großhändler in Mönchengladbach wurden nach Aussage der Stadt von Wilke bisher direkt beliefert. Diese seien am vergangenen Freitag von der Stadt informiert und aufgefordert worden, den Weiterverkauf von Wilke-Wurstwaren einzustellen. 29 weitere Betriebe sind laut Stadt indirekt betroffen, also über andere Zulieferer oder Groß- und Zwischenhändler mit Wilke-Produkten beliefert worden: 16 Gastronomiebetriebe, acht Bäckereifilialen und fünf Gemeinschaftsverpflegungs-Betriebe. Namen der betroffenen Unternehmen wollte die Stadt allerdings nicht nennen. Metzgereien und Supermärkte mit Wursttheken seien in Mönchengladbach bislang nicht betroffen. Der Stadt sind auch keine Altersheime bekannt, deren Gemeinschaftsverpflegung verdächtige Wurstwaren genutzt haben. Senioren gelten neben Schwangeren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem als besonders anfällig für eine – womöglich tödliche – Erkrankung nach Konsum von Listerien-Keimen.

Was tut die Stadt?

Seit vergangenem Donnerstag kümmerten sich Stadtmitarbeiter täglich darum, die betroffenen Betriebe über den Rückruf zu informieren, sagt Dirk Rütten von der städtischen Pressestelle. Eine entsprechende Meldung hat die Stadt aber erst am Montag veröffentlicht. Aufgrund der komplexen Lieferkette der Ware, so Rütten, habe die Stadt nur nach und nach Informationen erhalten, welche Betriebe betroffen sind. Auch am Montag wurden ihr noch zwei Unternehmen vom nordrhein-westfälischen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), das die betroffenen Betriebe in NRW zentral ermittelt, mitgeteilt. Die Stadt hat nach eigenen Angaben die betroffenen Betriebe über den Rückruf informiert und sie belehrt, dass die Ware nicht verkauft oder verarbeitet werden darf. Sieben Lebensmittelkontrolleure seien derzeit unterwegs, um das zu überwachen.

Wie können Wilke-Produkte erkannt werden?

Die Waren des Unternehmens sind durch das Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“, das sich auf jeder Verpackung befindet, erkennbar. Die Organisation Foodwatch kritisierte allerdings, dass diese Information nicht ausreiche – es sei unklar, ob auch andere, von Wilke selbst vertriebene Marken betroffen sind.

Könnten Verbraucher
schneller gewarnt werden?

Im föderalen System der Bundesrepublik laufen Informationen zu Lebensmittel-Auffälligkeiten über mehrere Stationen zwischen kommunalen Behörden und Landesbehörden einerseits und zwischen Landesbehörden andererseits. „Das ist nicht gerade schnell“, sagt Georg Wittich, Lebensmittelwissenschaftler und Dekan des Fachbereichs Oecotrophologie der Hochschule Niederrhein. Der Fachbereich ist an einem Forschungsprojekt beteiligt, das mit Hilfe digitaler Blockchain-Technologie die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln verbessern soll. Eine Blockchain, so die Hochschule, ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von verketteten Datensätzen, auf die alle Glieder der Lebensmittelkette Zugriff haben.

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