Debatte um Migrationspaket : Lindhs Sorge um die Streitkultur
Düsseldorf Migrationsrede des SPD-Abgeordneten im Bundestag macht Furore.
Es war eine Rede, die nachwirkt. Ohne Manuskript, aber mit einem Anliegen, das über den Anlass der Debatte hinausweist. Leidenschaftlich verwahrte sich der Wuppertaler SPD-Abgeordnete Helge Lindh am vergangenen Freitag im Bundestag vor der Verabschiedung des umstrittenen Migrationspakets gegen manche Attacken von Linken, Grünen und Flüchtlingshelfern. „Wenn der Idealismus zum Absolutismus wird, dann stirbt die Diskursfähigkeit.“ Das Besondere: Lindh (42) engagiert sich selbst seit Jahren für Integration, Flüchtlinge und die Seenotrettung.
Darum verteidigt der Sozialdemokrat auch vier Tage nach der Verabschiedung jede noch so scharfe Kritik an dem Gesetzespaket. „Aber die Grenzen sind überschritten, wenn uns vorgehalten wird, Grundwerte und Menschenrechte zu verraten und keine Lehren aus dem Nationalsozialismus gezogen zu haben“, sagt er. Und solche Anfeindungen seien ihm eben nicht nur in den digitalen Netzwerken, sondern auch „in vielen Ausschusssitzungen und Parlamentsreden begegnet“.
Auch Lindh hat manche Bedenken bei dem Gesetzespaket
Lindh hat selbst Bauchschmerzen bei einigen Stellen des Migrationspakets. Dass ursprünglich auch Flüchtlingshelfer hätten kriminalisiert werden können für den Fall, dass sie Abschiebetermine weitergeben, „halte ich für inakzeptabel“. In letzter Minute wurde der Passus noch verhindert. Und auch die jetzt eröffnete Möglichkeit, dass Bundesländer in Notfällen Abschiebehäftlinge in normalen Gefängnissen unterbringen können, bezeichnet Lindh als „grenzwertig“.