Sozialpädagogin aus Mettmann gibt Tipps Puppe zur Geburt fürs Geschwisterkind

Mettmann · Nach der Geburt müssen sich Eltern und Baby erst kennenlernen und neu für den Alltag organisieren. Die Diplom-Sozialpädagogin Franca Trapp gibt Tipps, wie man in den ersten Wochen einen Rhythmus findet oder ein Geschwisterkind auf den neuen Nachwuchs vorbereitet.

 Familie Kutzowitz ist glücklich über den Familienzuwachs in Form von Baby Claire Marie.

Familie Kutzowitz ist glücklich über den Familienzuwachs in Form von Baby Claire Marie.

Foto: Diana Hinz Photography, dianima.art

Die Geburt eines Babys ist nicht nur ein Moment voller Glücksgefühle. Es ist auch der Augenblick, mit dem das bisherige Leben auf den Kopf gestellt wird. Zwei Menschen sind jetzt nicht nur ein Paar, sondern Eltern, deren Alltag und Rhythmus fortan von dem kleinen Wesen bestimmt werden. An diese Veränderung muss man sich gewöhnen und sich erst finden im neuen Familienglück.

Die Diplom-Sozialpädagogin Franca Trapp besucht regelmäßig junge Familien ein paar Wochen nach der Geburt des Zuwachses. Sie organisiert im Rahmen der Frühen Hilfen der Stadt Mettmann den Babybegrüßungsdienst, den es auch in den anderen Städten im Kreis gibt. Trapp steht Eltern oft als erste Ansprechpartnerin bei Fragen zur neuen Situation zur Verfügung. Sie weiß: Es gibt kein Patentrezept, das einem sagt, wie man sich neu organisiert und alles richtig macht. „Ganz wichtig ist, auf sein Bauchgefühl zu hören“, betont sie. 

Das gilt auch dann, wenn die liebe Verwandtschaft oder Freunde den neuen Sprössling unbedingt willkommen heißen möchten. Trapp rät: Bloß keinen Druck machen oder drängen lassen von anderen. Die Eltern selbst bestimmen, wann sie bereit sind, Besuch zu empfangen. Das sollte man auch offen den Großeltern, den Onkeln, Tanten und Freunde mitteilen. Diese sollte Verständnis zeigen und sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen.

Lieber kleinere Gruppen
zuhause empfangen

Ein weiterer Tipp der Expertin: Statt alle auf einmal kommen zu lassen, helfe es, kleinere Gruppen zu Hause zu empfangen. Das sorgt für weniger Trubel und bringt mehr Ruhe. „Man darf bei der Gelegenheit auch den Besuch bitten, Kuchen oder einen Topf Suppe oder etwas Anderes zu Essen mitzubringen“, sagt Trapp. Denn oft gehen gerade in den ersten Wochen solche alltäglichen Dinge wie Kochen oder Aufräumen etwas unter. Deshalb soll zum einen der Besuch nicht erwarten, verpflegt zu werden. Und anders rum sollten die Eltern in den ersten Wochen ihre eigenen Ansprüche auf einen perfekten Haushalt und täglich frisches Essen runterschrauben. Dadurch nehme man sich automatisch Druck. 

„Gerade beim ersten Kind richtet sich erst einmal alles nach dem Baby, um das man dann den Rest drum herum baut“, erklärt die Expertin. Um sich in diesen neuen Alltag einzufinden, kann es hilfreich sein, sich Still- oder Schlafzeiten des Babys zu notieren, um auf diese Weise einen möglichen Rhythmus zuerkennen und diesen fördern zu können. Hilfreich ist es auch, wenn gerade am Anfang beim Wochenbett beide Partner zu Hause bleiben können. So kann man sich gegenseitig entlasten. 

Wenn das Baby schläft, kann man diesen Moment nutzen, um sich als Paar wahrzunehmen und sich auszutauschen, rät Trapp. Diese kleinen Momente zu genießen und sich auch gegenseitig zu entlasten sind wichtige Elemente, um die Partnerschaft in Balance zu halten. „In der Anfangszeit ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und zu schauen, was braucht der Partner“, ergänzt sie. Manchmal können das auch ganz einfache Dinge sein. Dann reicht es zum Beispiel einfach, wenn der eine Teil sich für einen Moment um das Baby alleine kümmert, damit der andere in Ruhe duschen oder eine Kleinigkeit essen kann. 

Eine ganz andere Herausforderung wartet auf Eltern, die ihr zweites Kind bekommen haben. Wie bereitet man sein Erstgeborenes am besten auf das Geschwisterchen vor? „Man sollte schon früh anfangen, das Kind mit einzubeziehen“, rät Trapp. Spätestens ab der 12. Schwangerschaftswoche ist es ratsam, das Kind altersgerecht über die anstehenden Änderungen und darüber, was bei Mama im Bauch passiert, aufzuklären. Als Unterstützung dienen dabei Bücher für Geschwisterkinder.

„Man kann dann auch schon mit dem Kind üben, Geduld zu haben“, ergänzt Trapp. Denn ist der Säugling erst einmal da, wird das erste Kind Geduld haben müssen. Probt man das vorher schon, indem man nicht immer sofort bei jeder Kleinigkeit parat steht, lernt das Kind, dass es auch mal warten muss. 

Unterstützend wirkt es auch, wenn man seinen ersten Sprössling nach der Geburt so gut wie möglich bei der Versorgung des Geschwisterchens einbezieht – vorausgesetzt es ist schon alt genug dafür. So kann man sich zum Beispiel von ihm die neue Windel oder das Feuchttuch beim Wickeln anreichen lassen. „Dann fühlt es sich wichtig und gebraucht“, nennt Trapp den Vorteil der Methode. Am besten wird das Baby dann auf der Couch oder einer Decke auf dem Boden gewickelt, damit das ältere Kind auch sieht, was genau passiert. 

Eine andere Idee: Dem ersten Kind bei der Geburt des Geschwisterchens eine Puppe schenken, mit der es im Prinzip alles nachmachen kann, was die Eltern mit dem Baby auch machen. Auch hier gilt: Ansprüche runterschrauben. Es läuft nicht immer alles perfekt und es ist nicht schlimm, wenn es nicht immer super aufgeräumt ist. Dass beide Kinder vielleicht auch einmal zeitgleich schreien oder Quengeln, ist ganz normal, beruhigt Trapp: „Am Ende läuft es dann doch immer besser, als man denkt.“ Einfach tief durchatmen und weitermachen. Außerdem ist es keine Schande, nach Hilfe zu fragen, wenn man welche braucht – sowohl aus dem privaten Umfeld als auch durch professionelle Unterstützung. „Wer Hilfe braucht, sollte definitiv auch danach fragen“, ermutigt Trapp. 

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