Uraufführung am Düsseldorfer Schauspielhaus Profis und Laienschauspieler spielen „Making of Shakespeare“

Düsseldorf ·  Joanna Praml inszeniert am Schauspielhaus ein Gemeinschaftsprojekt, in dem neben Profis auch junge Laienschauspieler auftreten.

 Die Schauspieltruppe von „Making of Shakespeare“ am Rande der Proben.

Die Schauspieltruppe von „Making of Shakespeare“ am Rande der Proben.

Foto: Thomas Rabsch

Das wird eine Premiere der nie dagewesenen Art. Bei „Making of Shakespeare“ stehen diesen Freitag erstmals Mitwirkende aus allen drei Sparten des Schauspielhauses gemeinsam auf der Bühne. Regie führt Joanna Praml, die 2016 mit dem „Sommernachtstraum“ die Bürgerbühne eröffnete, inzwischen unter neuer Leitung umbenannt in Stadtkollektiv. „Bei der Überlegung, welche Stoffe sich für unser gemischtes Ensemble eignen, kamen wir schnell auf Shakespeare“, erzählt sie: „Er spielt in seinen Stücken lustvoll mit verschiedenen Ebenen und hatte damals auch eine bunte Truppe um sich geschart.“

Es war von Anfang an klar, dass es auf einen Rechercheprozess hinauslaufen würde“, sagt Praml: „Wir wollten den Fokus auf das Theatermachen, das gemeinsame Probieren, Verwerfen, Neuanfangen lenken. Schauen, was passiert, wenn drei unterschiedliche Gruppen sich finden. Und ob Theater dazu beitragen kann, sie zu verbinden.“ Eines aber stand fest: „Der Sturm“ sollte eine wesentliche Rolle spielen: „In diesem Spätwerk klingen viele Elemente aus anderen Stücken von Shakespeare an wie Melodien. Es geht hier um Magie und um Macht, um die Frage, wem der Raum gehört, in dem man sich gerade befindet.“ Dramaturgin Birgit Lengers nimmt den Faden auf: „Uns gefiel die Insel als Ort außerhalb der Realität, der Norm, der Gesellschaft, an dem Neues entstehen kann. Das ist es, was Theater von sich behauptet – dass es ein Möglichkeitsraum ist, in dem Begegnungen und Gefühle ausprobiert werden können, ohne dramatische Konsequenzen.“

Teilnahme an einem
Theaterkurs in der Schule

Während die Mitwirkenden von Schauspielhaus und Jungem Schauspiel aus festen Ensembles kommen, hatte Birgit Lengers als Leiterin des Stadtkollektivs die Aufgabe, mit der Regisseurin sieben Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren für ein möglichst heterogenes Ensemble zu finden. Sie sollten in der Inszenierung, so der Anspruch Pramls, genauso kraftvoll und stark vorkommen wie die Profis. „Für die Regie war es eine Herausforderung und bisweilen auch anstrengend, die richtige Ansprache und den passenden Ton für alle zu finden“, sagt sie: „Jeder kommt aus einer anderen Richtung. Das erforderte viel Geduld. Zumal die Textfassung bis zur Premiere immer wieder verändert wurde.“ Caro Müller, 17, verhehlt nicht, dass sie zu Beginn der Proben etwas eingeschüchtert war von den Profi-Kollegen: „Ich glaube, ich spielte nicht so frei, wie es mit Gleichaltrigen gewesen wäre. Aber das hat sich gelegt. Spielen ist etwas, was ich wirklich mag. Für mich ist es eine Ehre, hier zu sein.“ Die 14-jährige Alrun Juman Göttmann nimmt in ihrer Schule an einem Theaterkurs teil, hat auch schon beim Jungen Schauspiel reingeschnuppert. Die Proben machen ihr viel Spaß. „Ich kann viel von euch lernen“, sagt sie bei unserem Treffen zu Jonas Friedrich Leonhardi vom Schauspielhaus und Jonathan Gyles vom Jungen Schauspiel: „Wenn ihr auf der Bühne seid, reagiert ihr spontan aus der Situation heraus. Ihr sagt, was euch in den Sinn kommt, und macht einen Witz daraus.“ Die beiden lachen über diese Einschätzung. „Ich fand die Proben schön und bin mir manchmal vorgekommen wie früher in der Schauspielschule“, erzählt Leonhardi: „Da musste man sich auch erst kennenlernen. Mich interessierte, wie eine Gruppe aus uns wurde. Und wenn ihr Respekt vor uns habt, gilt das auch umgekehrt. Ihr bringt diese immense Energie mit und denkt nicht dauernd nach, ihr ballert es raus, das ist super.“ Sicher müsse man etwas mehr Geduld mitbringen, und auch die Abläufe seien anders als gewohnt, „aber gestern erlebte ich, dass jemand an meine Garderobe klopfte und einen Rat von mir wollte. Und ich freute mich, weil ich eine Art Mentor sein durfte.“

Gyles ist beeindruckt von dem Enthusiasmus der Jugendlichen: „Nach sechs Berufsjahren schleichen sich auch Routinen ein, viele Dinge ähneln sich. Und ihr kommt da frisch und lebendig rein und seid mit vollem Herzen dabei, sodass ich mir sage: Ach ja, so war das mal.“

Und was ist schließlich nach längerem Schreib- und Probenprozess aus „Making of Shakespeare“ geworden, wie lässt sich das Projekt deuten? „Unsere Positionen und Vorstellungen von Theater sind alle eingeflossen“, sagt Jonas Friedrich Leonhardi. Am Ende weiß man nicht, was ist autobiografisch, was überhöht.“ Joanna Praml glaubt, so etwas wie ein „Best of Shakespeare” herausdestilliert zu haben: „Die Stücke vermischen sich, sie werden in einem großen Sturm durcheinandergewirbelt und sind am Ende nicht mehr zu entwirren. Wenn jemand gut vertraut ist mit seinen Werken, wird er jedoch alle Verweise wiedererkennen. Wenn nicht, wird er Szenen sehen, die lustig oder berührend sind. Vor allem aber geht es um die Begegnung von Menschen und die Kraft des Theaters.“

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