Aachen-Merzbrück. Lufttaxis sollen ab 2024 ab Aachen abheben

Aachen-Merzbrück. · Mit dem Silent Air Taxi sollen Passagiere schnell, günstig, leise und umweltfreundlich von A nach B kommen. Das Modell steht schon.

 Das Modell gibt es bereits, das Original folgt. Mit dem Kleinflugzeug soll in sechs Jahren Passagierverkehr möglich sein. Entwickelt wird es von der RWTH und der FH Aachen.

Das Modell gibt es bereits, das Original folgt. Mit dem Kleinflugzeug soll in sechs Jahren Passagierverkehr möglich sein. Entwickelt wird es von der RWTH und der FH Aachen.

Foto: dpa/Oliver Berg

In zweieinhalb Stunden von Aachen nach Friedrichshafen, und das Ganze ohne Stau – das ist die Vision von Aachener Forschern.

Am Dienstag haben die Wissenschaftler der RWTH und der Fachhochschule das Modell des „Silent Air Taxi“, des leisen Lufttaxis, im Maßstab von 1:5 auf dem Flugplatz Aachen-Merzbrück der Öffentlichkeit präsentiert. Damit sollen Hauptverkehrsadern entlastet werden, Reisende sollen Zeit sparen können.

Vier Jahre haben sie an dem elektrohybriden Flugzeug getüftelt, jetzt soll es an die Umsetzung gehen. Umweltfreundlich und geräuscharm durch die Luft zu fliegen, ist demnach nicht mehr allzu ferne Zukunftsmusik. Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) betonte, dass die leise Geräuschkulisse ein wesentliches Kriterium ist: „Damit können wir Konflikte ausräumen und Akzeptanz unter den Anwohnern schaffen“, sagte Wüst. Das Kleinflugzeug soll 50 Dezibel nicht überschreiten und somit von normalen Alltagsgeräuschen nicht zu unterscheiden sein. In 100 Meter Entfernung soll es gar nicht mehr zu hören sein.

Die strömungsmechanisch optimierten Boxwingflügel haben eine Spannweite von zehn Metern. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 300 km/h soll das Taxi 1000 Kilometer weit fliegen können. Vier Passagiere und ein Pilot haben in dem 1600 Kilogramm schweren Flugzeug Platz. Den Angaben zufolge soll das Lufttaxi eine maximale Startbahn von 400 Metern benötigen. Dadurch können über 95 Prozent aller Flughäfen und Flugplätze bundesweit angesteuert werden. Über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung lebt in einem Umkreis von 25 Kilometern zu einem solchen Platz.

Lufttaxi als Verbindung von Nebenzentren

„Der Fokus liegt auf der Verbindung von Nebenzentren“, sagte Kai-Uwe Schröder, Professor für technische Mechanik. Von Merzbrück nach Gießen oder Wolfsburg beispielsweise. Verbindungen nach Hamburg oder Berlin sollen den großen Fluggesellschaften vorbehalten bleiben.

Ab 2024 soll das Lufttaxi in Serie gehen. „Wir planen mehrere Hundert pro Jahr zu produzieren“, sagte Günther Schuh. Den Jungfernflug setzt der Universitätsprofessor und Hobbypilot für 2022 an. Schuh würde die Lufttaxis gern von einer Fluggesellschaft betreiben zu lassen.

Außerdem soll die moderne Mobilitätsvariante global vertrieben werden. „Der erste Markt dafür ist Deutschland und Europa, aber auch der asiatische Markt könnte interessant werden“, meinte Kai-Uwe Schröder. Je nachdem, wo das Flugzeug eine Zulassung erhalten wird, könne er sich das Silent Air Taxi auch in Lufträumen auf der anderen Seite des Atlantiks vorstellen. Bis zur Serienreife des Flugzeugs wird  es am Flugplatz Aachen-Merzbrück weiterentwickelt. Dieser wird in den kommenden Jahren zu einem Forschungsflughafen ausgebaut. Dazu gehören eine Landebahn sowie der Ausbau des Gewerbeparks Aeropark. Mit vier Millionen Euro finanziert das Land knapp ein Drittel der Ausbaukosten von 12,7 Millionen Euro.

Arbeitsatmosphäre mit Panoramablick

Die Flugkosten für die Passagiere sollen kundenfreundlich sein. „Es ist mit einem Bahnticket der ersten Klasse vergleichbar,“ erklärte Günther Schuh, „wir rechnen mit 60 Cent pro Kilometer.“ Dafür stellt Schuh eine ruhige Arbeitsatmosphäre mit Panoramablick in Aussicht.

Ministerpräsident Armin Laschet unterstrich die Geltung des Lufttaxis. „Es ist kein regionales Projekt, sondern für NRW und ganz Deutschland von Bedeutung. Es eröffnet ganz neue Möglichkeiten,“ so Laschet. Auf Fragen der Klimapolitik seien nicht Verbote die richtige Antwort, sondern Innovation. Der Städteregionsrat, Tim Grüttemeier, betonte, dass aus dem interdisziplinären Forschungsvorhaben auch Arbeitsplätze in der Industrie entstehen sollen. „Hier zeigen wir, wie der Strukturwandel umgesetzt werden kann“, meinte Grüttemeier.

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