Polit-Posse in Rheindorf Rheindorfer See: Umgestaltung kostet die Stadt fast 250 000 Euro

Rheindorf. · CDU und SPD wollen die ehemalige Kiesgrube aufhübschen.

 Still ruht der Rheindorfer See. Die einstige Kiesgrube soll nach einem Wahlversprechen mit Steuergeld fein gemacht werden.

Still ruht der Rheindorfer See. Die einstige Kiesgrube soll nach einem Wahlversprechen mit Steuergeld fein gemacht werden.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der „Rheindorfer See“ zwischen Solinger- und Felderstraße wird von der Stadt mit einem Aufwand von fast 250 000 Euro aufgehübscht. Geplant sind: Pflasterung der 1,60 Meter breiten Fußwege, Neuanlage eines Rundweges, Beleuchtung der Strecken. Die anfangs vorgesehenen Aussichtsplattformen auf den Halbinseln wurden aus Kostengründen gestrichen. Das Projekt kann als steuerfinanziertes Parteiengeschenk eingestuft werden. Speziell CDU-Bezirksfraktionsvorsitzender Andreas Eckloff machte sich für die Maßnahme stark, denn: Die CDU Rheindorf habe das alles den Bürgern im vergangenen Kommunalwahlkampf versprochen, betonte der Rheindorfer Ratsherr in der Sitzung der Bezirksvertretung I.

Bei dem See handelt es sich um eine ehemalige Kiesgrube unterhalb der Flüchtlingsunterkunft. Über die Jahre verwilderte der Uferbereich. Jetzt wurden Schneisen ins Grün geschlagen. Die Freiflächen sollen den See besser einsehbar und damit sicherer machen. Die Wege sind aktuell in einem guten Zustand. Durch die starke Steigung würde die Oberfläche aber oft ausgewaschen, berichtet die Stadt. Das Gewässer wird nur durch Grundwasser versorgt. Der Wasserpegel schwankt deshalb immer wieder um mehrere Meter. Der geplante Uferweg werde dann überflutet sein, ein erhöhter Pflegeaufwand sei zu erwarten.

Die Probleme stören die Bezirksvertreter von CDU und SPD nicht. Auch die Kostensteigerung von rund 37 Prozent genehmigten die Politiker in dieser Woche: Mitte 2019 sollte der erste Bauabschnitt bei rund 64 000 Euro liegen, jetzt werden es laut Stadt mindestens 87 000 Euro. Für die zweite Projekthälfte sind ebenfalls Preissprünge zu erwarten. Der neu beleuchtete Weg oberhalb des Sees eigne sich dann als Schulweg, meinten Stadt und Eckloff. Welche jüngeren Kinder diese Strecke abseits der Straße mit Zustimmung ihrer Eltern nutzen werden, erscheint angesichts der weiter schlecht einsehbaren Situation zweifelhaft. Jonas Berghaus (SPD) erwartet die Installation von LED-Laternen mit Bewegungsmeldern, die nur die gerade genutzte Teilstrecke beleuchten. Das spare Betriebskosten.

Nur Grüne und BL stimmten gegen die Umgestaltung des Sees

Gegen die Umgestaltung des Sees zu einem „Naherholungsgebiet“ stimmten nur Vertreter von Grünen und Bürgerliste (BL). Wobei das Verhalten von Horst Müller (BL) verwundert: Bei der Grundsatzentscheidung im Juni 2019 befürwortete die Bürgerliste das Vorhaben. Jetzt argumentierten Wolfgang Berg (Grüne) und Müller: Das Geld solle lieber für andere Projekte eingesetzt werden. Berg forderte, den See in Ruhe zu lassen, damit die Natur sich entwickeln könne. Laut Gutachten könne „potenziell“ ein Fledermaus-Vorkommen angenommen werden. Wirklich gesehen, räumte der Vertreter der Stadt ein, habe man die Tiere nicht. Sie bekommen jetzt aber 30 Nistkästen montiert.

Auf die Frage von Bezirksvorsteherin Regina Sidiropulos: „Was wird getan, um weitere Tierarten zu halten?“ antwortete Stadtvertreter Michael Molitor scherzhaft: „Wir binden die Schwäne an.“ Seine Forderung, mehr Weg zu beleuchten als geplant (die Stadt lehnt dies zum Schutz der Fledermäuse ab), begründete Eckloff so: „Das vertreibt den berühmten schwarzen Mann.“ Der Grüne Berg konterte: „In dieses Loch geht doch nachts keine halbwegs vernünftige Mutter mit Kind, um Enten und Schwäne zu gucken.“

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