Läden öffnen Letztes Wochenende im Shutdown - NRW rüstet sich für mehr Normalität

Düsseldorf · Es ist das vorerst letzte Wochenende im Shutdown, bevor in Nordrhein-Westfalen wieder etwas mehr Normalität einkehren soll. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt unterdessen weiter an, die Zahl der Genesenen aber ebenfalls.

 Nach der langen Pause wegen der Coronavirus-Pandemie werden viele Läden in NRW auf die Wiedereröffnung vorbereitet.

Nach der langen Pause wegen der Coronavirus-Pandemie werden viele Läden in NRW auf die Wiedereröffnung vorbereitet.

Foto: dpa/Bernd Thissen

NRW erlebt das vorerst letzte Wochenende des vollständigen Corona-Shutdowns: Vielerorts bereiten sich Händler bereits für die Öffnung ihrer Geschäfte am Montag vor. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt unterdessen weiter an, allerdings gilt das auch für die Zahl der Genesenen. In den großen Städten halten sich die Bürger unterdessen aus Sicht der Behörden weiterhin relativ diszipliniert an das geltende Kontaktverbot.

Da kleinere Geschäfte, aber auch Möbelhäuser am Montag ihre Pforten in NRW wieder öffnen dürfen, bereiten sich viele Händler darauf vor, die notwendigen Hygienevorgaben vorzubereiten. So wurden im Möbelhaus Hardeck in Bochum am Samstag Plexiglasscheiben an Beratungstischen installiert, Warnschilder aufgehängt und Desinfektionsmittel bereitgestellt. Viele kleinere Einzelhändler polierten zum Ende der Woche ihre Scheiben und hängten in freudiger Erwartung baldiger Kundschaft Info-Schilder auf.

In den großen NRW-Städten hatte die Polizei keine größeren Verstöße gegen die noch bis mindestens Anfang Mai geltenden Corona-Kontaktregeln zu beklagen. „Die Menschen sind einigermaßen diszipliniert mittlerweile“, berichtete ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei. Auch in Essen hatte man bis zum Samstagnachmittag noch keine Anzeigen wegen Verstößen geschrieben. In Köln verzeichnete man am Freitag gut 70 Verstöße gegen das Kontaktverbot oder das Betreten von Spielplätzen, rund die Hälfte davon am Rheinboulevard. „Da gibt es noch die uneinsichtigen Sonnenanbeter und die Tuning-Szene“, hieß es von der Kölner Polizei. Man sei deshalb am Wochenende mit verstärkten Kräften in der Gegend im Einsatz.

Da der Ausnahmezustand schon eine Weile andauert, zeigen sich mittlerweile jedoch auch immer mehr kreative, corona-konforme Arten der Freizeitgestaltung: Am Freitagabend gab die Mundart-Band Brings ein Konzert in einem Kölner Autokino mit 250 Fahrzeugen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sprach von einer „Streicheleinheit für die kölsche Seele“.

Trotz weitgehender Disziplin ist die Zahl der Infizierten in NRW auch am Samstag weiter gestiegen: Insgesamt habe es seit Beginn der Pandemie 29 155 Infektionen gegeben, teilte das NRW-Gesundheitsministerium mit. Das entspricht knapp 550 mehr bekannten Fällen als noch am Freitag. Die Zahl der zuvor positiv auf das Coronavirus getesteten Todesfälle stieg auf 862 an, das sind 54 mehr im Vergleich zum Vortag. Immerhin stieg auch die Zahl der Genesenen deutlich an, nämlich um 478 Fälle auf 17 502 Menschen.

Die Situation in den Krankenhäusern ließ am Wochenende weiterhin Luft nach oben: Auf den Intensivstationen des Landes waren zum Meldezeitpunkt noch 2 904 Betten frei, 1942 davon mit Beatmungsgeräten. 632 Intensivbetten waren zum Meldezeitpunkt von Covid-19-Erkrankten belegt, davon wurden 486 künstlich beatmet.

Medizinische Unterstützung in Form eines Testlabors für Corona-Tests bot am Samstag der Schalke-Aufsichtsratschef und Fleischfabrikant Clemens Tönnies an. Die Deutsche Fußball Lifa (DFL) ging bislang noch nicht auf das Angebot ein, über das zuvor das „Westfalen-Blatt“ berichtet hatte. In seinem Labor seien 180 000 bis 200 000 Tests pro Monat umsetzbar, versicherte Tönnies. In jedem Fall seien dort Corona-Tests an Menschen möglich, auch wenn in seinem Labor sonst Schweineblut untersucht wird.

Für kontroverse Diskussionen sorgte im Land weiterhin die Absicht des Landes, die Schulen Mitte kommender Woche wieder für erste Schüler zu öffnen. Schüler, die vor Abschlussprüfungen stehen, sollen ab Donnerstag freiwillig zur Schule kommen dürfen. Unter dem #SchulboykottNRW zeigten etliche Nutzer in den sozialen Netzwerken ihren Unmut, die sich um die Gesundheit von Schülern und Lehrern sorgten. In vielen sarkastischen Grafiken wurden zum Beispiel Friedhöfe oder ein Abiball voller Grabsteine gezeigt.

Der Städtetag übte am Samstag ebenfalls Kritik am Zeitplan: „Bereits ab dem 23. April zu starten, stellt die kommunalen Schulträger vor erhebliche Probleme“, sagte der Städtetags-Vorsitzende und Hammer Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann. „Die Schulen müssen grundgereinigt werden, die hygienischen Voraussetzungen für den Schutz vor Infektionen geschaffen, Räume vorbereitet und der Schülerverkehr organisiert werden.“ Dafür brauche man mindestens den Vorlauf von einer Arbeitswoche. Auch die Hygiene-Vorgaben und die Größe der zulässigen Lerngruppen müssten vom Land noch weiter konkretisiert werden.

(dpa)
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