Gründer in Viersen Fachjury schlägt Dülkener Konzept für Gründerpreis vor

Dülken. · Jugendliche lernen in Minihäusern Verantwortung zu tragen.

 Sarah Jorczyk (l.) und Lena Henke von Farmcare bieten Jugendlichen in Tiny Houses eine Heimat.

Sarah Jorczyk (l.) und Lena Henke von Farmcare bieten Jugendlichen in Tiny Houses eine Heimat.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Zehn von rund 150 Bewerbern hat die Fachjury fürs Finale um den Gründerpreis NRW ausgewählt. Dazu zählt die Dülkenerin Lena Henke mit ihrem Team von Famcare. „Wir sind echt stolz darauf“, sagt die 29-Jährige und ergänzt: „Wir machen eben einfach etwas Besonderes.“ Jedenfalls kennt sie keinen anderen privaten Träger für Kinder- und Jugendhilfe, der drei Tiny Houses auf einen Bauernhof transportiert hat, um darin Jugendlichen endlich das ersehnte eigene Zuhause zu bieten.

Vor drei Jahren hat Henke als Einzelunternehmerin die Famcare Erziehungshilfe und Reittherapie gegründet. „Im Grunde bieten wir tiergestützte Familien- und Jugendhilfe“, erklärt sie. Henke und ihre Mitarbeiter betreuen Familien im Auftrag verschiedener Jugendämter in der Region, die Unterstützung dabei brauchen, ihren Alltag zu strukturieren. Tiere seien dabei „ein Eisbrecher in der Beziehungsarbeit“, sagt sie.

Auf die sogenannten Tiny Houses, also kleine mobile Häuser, wurde sie beim Fernsehen aufmerksam. Bei der Umsetzung half Mitarbeiterin Sarah Jorczyk. Sie war es auch, die das Konzept vor zwei Wochen in Düsseldorf der Gründerpreis-Jury vorstellte. „Wir wollten auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen“, sagt die 32-Jährige. Nicht für jeden eigne sich ein Zimmer in einer betreuten Wohngruppe, „manche möchten ihre eigenen vier Wände haben. Wer eins der Tiny Houses bezieht, übernimmt Verantwortung für sich und sein Häuschen.“ Das Ziel der Sozialpädagogen: „Wir möchten Hilfe zur Selbsthilfe bieten“, sagen Jorczyk und Henke.

Jedes der drei Mini-Häuser aus Holz hat rund 20 Quadratmeter Wohnfläche, eine eigene Küche, Bad, Fernseher, Internet. Die erste Jugendliche sei Mitte Juni eingezogen, erzählt Henke. Das zweite Haus ist seit Juli besetzt, das dritte seit August. Voraussetzung ist, dass die Jugendlichen mindestens 16 Jahre alt sind. Theoretisch könnte ein Jugendlicher eins der Tiny Houses bewohnen, bis er 21 Jahre alt ist. Doch das Ziel ist, dass sie deutlich früher das nötige Selbstvertrauen fassen, um sich eine eigene Wohnung zu suchen. Die Bewohner der Mini-Häuser werden pädagogisch betreut, bekommen Unterstützung dabei, wie sie am besten einen eigenen Haushalt führen und gut mit Geld umgehen. Sie gehen zur Schule, machen eine Ausbildung – oder arbeiten gemeinsam mit dem Famcare-Team daran, einen passenden Job zu finden.

Die drei Häuser sollen erst der Anfang sein: „Sechs bis acht können es noch werden“, sagt Henke. 

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