Serie „Wir machen das“ Alte VHS-Kassetten sind noch nicht verloren

Witzhelden. · Franz Jung digitalisiert alte Schätze.

 Franz Jung hat viel technisches Equipment.

Franz Jung hat viel technisches Equipment.

Foto: Ja/Miserius, Uwe (umi)

Sie liegen in Kellern, auf Dachböden, in Kisten, Schachteln oder einfach nur seit vielen Jahren unbeachtet in den Regalen: alte VHS-Kassetten, Dias oder Super 8-Filme. Viele Menschen haben dafür heute gar keine Geräte mehr, können sich nicht  anschauen, welche Erinnerungen dort gespeichert sind. In Witzhelden hat sich deshalb Franz Jung seit 2014 mit Video- und Filmtechnik selbstständig gemacht: Er hilft den analogen Schätzen hinüber ins digitale Zeitalter.

„Das erste Lächeln des Babys, die ersten Schritte des Kindes, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Jubiläen: Die Menschen fotografieren oder filmen, um noch Jahrzehnte später Freude daran zu haben. Ich sorge dafür, dass diese kostbaren Erinnerungen nicht verblassen“, sagt der Videotechniker. Oft kommen Kunden zu ihm, die in Haushaltsauflösungen und Nachlässen die alten Werke wiederentdeckt haben. „Letztens war ein Mann hier mit Super 8-Filmen und Dias, von denen er wusste, dass darauf seine eigene Kindheit von der Geburt bis zur Einschulung und weit darüber hinaus zu sehen sein dürften“, erzählt Jung. Ihm konnte er helfen.

Alte Filme werden flimmerfrei überspielt. Szenengenau optimiert Jung Kontrast, Helligkeit, Farbe und Schärfe. Selbst der Originalton ist später wieder gut zu hören und zu verstehen. Eine besondere Herausforderung sind alte Aufnahmen, die mittlerweile kaum noch oder eine stark verfälschte Farbe haben: Sie arbeitet er auf, dass sie aussehen wie das Original oder manchmal sogar besser. Ein Scanner entfernt mit Infrarot und Laser automatisch Schmutz und Kratzer auf den Bildern.

Sein Büro und Arbeitsraum in Witzhelden ist vom Boden bis zur Decke voller Technik, um die unterschiedlichsten Anfragen bedienen zu können. Denn: „Ich digitalisiere sämtliche Videoformate, Negative, Fotos, Dias und überspiele sie auf digitale Medien“, sagt der Witzheldener.

Jung war 30 Jahre lang als Videotechniker bei Bayer tätig

Die nötige Erfahrung dafür hat Jung in mehr als 30 Jahren Berufsleben bei Bayer gesammelt. Im Konzern war er von 1980 bis 2010 im unternehmenseigenen Video-Studio tätig. Im Ruhestand aber ist noch lange nicht Schluss: „Meine Arbeit ist mein Hobby mit viel Leidenschaft.“

Seine fertigen Werke übergibt er seinen Kunden immer persönlich und verschickt sie im Sinne des Datenschutzes nicht per E-Mail – vielleicht aber auch, um die Freude der Menschen zu sehen, wenn ihre Erinnerungen im digitalen Zeitalter angelangt sind.

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