„Altes Rathaus“ Hinter den Kulissen des Alten Rathauses

LEICHLINGEN · Weil im Alten Rathaus noch keine Veranstaltungen laufen, wirft die Stadt einem Blick zurück auf knapp 130 Jahre Haus-Geschichte. Die hat es in sich.

 Die Ausstellung ist der erste Termin nach der Zwangspause.

Die Ausstellung ist der erste Termin nach der Zwangspause.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Es ist eines der markantesten Gebäude in der Innenstadt, eine Villa mit Türmchen, die ins Auge sticht. Und derzeit von der Stadt zu einem soziokulturellen Zentrum umgebaut wird. Das Erdgeschoss ist hergerichtet – nur Veranstaltungen laufen wegen der Pandemie dort noch nicht. Bis auf eine: Um Bürgern, für die das Alte Rathaus umgestaltet wird, die corona-verlängerte Wartezeit zu verkürzen, hat die Verwaltung die Leichlinger Stadtchronik bemüht und die Geschichte des Hauses mitten im Zentrum lebendig werden lassen. Titel einer Schau, die jetzt im Erdgeschoss für angemeldete Gäste zu sehen war: „Das Alte Rathaus in drei Jahrhunderten – 1891 bis 2020“.

Und die Geschichte beginnt vor mehr mehr als 130 Jahren sehr modern: mit Homeoffice. Denn bevor die Blütenstadt ihr erstes Rathaus bekam, waren die Wohnräume der Herren Bürgermeister gleichzeitig die Amtsstube: morgens das Frühstücksei gelöffelt, ein Stündchen später am selben Tisch die wichtigsten offiziellen Entscheidungen unterzeichnet.

Das änderte sich 1890. Denn da wurde das Rathaus in Auftrag gegeben. Ein Jahr später war Einzug: Bürgermeister Gustav Dahlmann war der erste Stadtchef in der Backstein-Villa. Und die war nach wie vor zweigeteilt: Im Erdgeschoss saß die Stadtverwaltung, in der ersten Etage und unterm Dach lebte die Familie des Bürgermeisters. Von Pendlerpauschalen war damals vermutlich noch nicht die Rede.

Die Stadt klärt auf: „Obwohl auf dem Gebäude die Jahreszahl 1892 angebracht wurde, ist in der Überlieferung von 1891 als Baujahr die Rede.“

 Ab da erlebte das Haus den Fortschritt mit: von den Kohleöfen und Petroleumlampen der Anfangsjahre zu Wasserleitung, Elektrizität und Kurbeltelefon. Während das Gebäude von außen Eindruck schindete, wurde es drinnen bald eng. So eng, dass die Gemeidekasse erst gar nicht im Rathaus untergebracht werden konnte. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Platzmangel so gravierend, dass die Stadt die Villa Weyermann als Rathaus kaufte, das Aate Rathaus wurde zunächst Wohnhaus, Ende der 1920er Jahre zog die Sparkasse ein, die 1948 das Gebäude übernahm.

In den 1970er Jahren stand Leichlingen vor einer ähnlichen Frage wie heute: Was tun gegen den Leerstand der Villa? 1973 zog die Polizei ins Erdgeschoss: „Zu dieser Zeit nahmen 16 Schutzpolizisten in Leichlingen ihren Dienst wahr“, notiert die Stadt. Zunächst sollten sie fünf Jahre bleiben. Es wurden weitaus mehr. Die Wache blieb bis Anfang 2016. Zwei Jahre später kaufte die Stadt den Backsteinbau samt Anbau für eine Million Euro zurück.

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