Düsseldorf-Mörsenbroich Legionellen: Wohnanlage in Düsseldorf muss saniert werden

Düsseldorf · Beim Düsseldorfer Gesundheitsamt stapeln sich die Befunde von Legionellen, weil die Mitarbeiter überlastet sind. Kontrollen gibt es nicht.

 In sechs Mehrfamilienhäusern an der Robert-Stolz-Straße in Mörsenbroich müssen die Rohrnetze aufwendig saniert werden.

In sechs Mehrfamilienhäusern an der Robert-Stolz-Straße in Mörsenbroich müssen die Rohrnetze aufwendig saniert werden.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Legionellen in der Dusche sind unsichtbar und doch hochgefährlich. In Düsseldorf sind die Meldezahlen der Erkrankungsfälle in den vergangenen zwei Jahren von 11 auf 18 gestiegen und in diesem Jahr gibt es bereits 15 Personen, die an der Legionärskrankheit leiden. „Die heißen Sommer begünstigen das Keimwachstum“, sagt Pascal Kreuzer, Gesundheitswissenschaftler beim Gesundheitsamt. Dabei seien die Meldezahlen nur die Spitze des Eisberges: „Wir gehen davon aus, dass etwa zehnmal so viele Menschen jährlich an den gefährlichen Keimen erkranken“, berichtet Kreuzer weiter.

 Bei der Legionärskrankheit handelt es sich um eine Lungenentzündung, die in etwa fünf bis 15 Prozent der Fälle tödlich verlaufen kann. Seit 2001 ist die Legionärskrankheit meldepflichtig und seit der Novellierung der Trinkwasserverordnung im Jahr 2011 müssen Eigentümer von Mehrfamilienhäusern alle drei Jahre das Wasser von einer Fachfirma auf Legionellen untersuchen lassen. Gibt es einen positiven Befund, muss der an das Gesundheitsamt gemeldet werden. „Wir entscheiden dann gemeinsam mit dem Vermieter, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Mängel zu beheben“, erklärt Liane Wachsmann von der Umwelthygiene.

So beginnt in diesen Tagen in sechs Mehrfamilienhäusern an der Robert-Stolz-Straße in Mörsenbroich eine umfangreiche Sanierung des Rohrnetzes, die sich über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren hinziehen wird. Die Bäder von 75 Wohneinheiten werden komplett entkernt und in jeder Küche müssen die Wasserleitungen saniert werden. Eine notwendige aber dennoch unangenehme Angelegenheit für die Mieter, die sich über mehrere Wochen hinweg mit Dixi-WC und mobiler Dusche behelfen müssen.

Für den Vermieter ist es zudem ein teures Unterfangen, Investitionen im „einstelligen Millionenbereich“ muss die Swiss Life als Eigentümerin der Immobilien in Mörsenbroich nach eigenen Worten berappen. „Die Swiss Life ist bereits seit 1980 Eigentümerin der Häuser und es ist ihr wichtig, dass die Immobilien in einem guten Zustand sind“, sagt eine Unternehmenssprecherin.

Das Rohrsystem sei veraltet gewesen und daher sei es in der Tat zu diversen Verunreinigungen mit Legionellen gekommen. „Niemand kam hierbei zu Schaden, die Kontaminationen wurden in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt jeweils umgehend eingedämmt“, heißt es weiter.

Mieterhöhungen werde es nach der Sanierung in keinem Fall geben, die Mieter erhalten für den Zeitraum der Sanierung eine „marktübliche Mietminderung“.

Doch längst nicht alle Eigentümer von Mehrfamilienhäusern lassen das Wasser regelmäßig untersuchen und eine Legionellen-Kontrolle gibt es nicht. Folge: Vermieter, die nichts tun, fallen meist nicht auf. Beim Gesundheitsamt stapeln sich dennoch Legionellen-Befunde, die alle abgearbeitet werden müssen, allerdings sei das Amt völlig überlastet, wie Wachsmann weiter berichtet.

Vier Kollegen seien hauptamtlich im Bereich der Umwelthygiene tätig und zuständig für gewerbliche Objekte wie Mehrfamilienhäuser und auch öffentliche Objekte (die sogar jährlich untersucht werden müssen) wie Krankenhäuser, Altenheime, Sportstätten, Kindertagesstätten, Hotels und Flüchtlingsheime. „Bei uns liegen aktuell 3693 Befunde zur Auswertung“, sagt Wachsmann. Eine Zahl im luftleeren Raum, denn die Behörde weiß gar nicht, wie viele Trinkwasseranlagen überhaupt meldepflichtig sind und es gibt kein Überwachungsprogramm. So bleibt das tatsächliche Ausmaß der Gefahr durch Legionellen weiterhin unklar.

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