Laschets Zukunft ist die Berliner Hinterbank Scheinriese aus der Provinz

Meinung · Zum guten Ton in der Politik und in der politischen Berichterstattung gehört es, einem gescheiterten Scheidenden nicht übel nachzureden. Aber auch in dieser Frage scheint Armin Laschet die Grenzen verschoben zu haben.

 Armin Laschets Zukunft ist in Berlin.

Armin Laschets Zukunft ist in Berlin.

Foto: dpa/Marius Becker

Nach gut vier Jahren legt er das Amt des Ministerpräsidenten von NRW am Mittwoch nieder. Rechtzeitig vor der Landtagswahl im Mai nächsten Jahres und damit wohlwollender als Angela Merkel. Die hat ihrem potenziellen Nachfolger keinen Anlauf zugestehen wollen. Laschet hingegen weiß, dass Hendrik Wüst mehr Aussicht auf Erfolg hat, wenn er als Ministerpräsident ins Rennen geht.

Laschet fristet in Zukunft sein politisches Dasein auf einer Hinterbank im Bundestag. Es hat selten eine politische Karriere gegeben, die in so kurzer Zeit von himmelhoch jauchzend in zu Tode betrübt wechselte. Vielleicht ist der dramatische Absturz des Aacheners noch am ehesten vergleichbar mit der Geschichte Karl-Theodor zu Guttenbergs, dem viele selbst größte Rollen in der Politik zutrauten. Aber Laschet hat keinen Doktortitel ermogelt und nicht auf dem Times Square posiert. Er lachte im Wahlkampf am falschen Ort, und er hatte ein Team um sich, mit dem selbst Barack Obama nicht einmal Vorsitzender eines Kegelclubs geworden wäre.

Doch all das erklärt nicht ganz die Häme und die Missgunst, mit der weite Teile der Öffentlichkeit und letztlich auch der Wählerschaft dem Kandidaten Laschet begegnet sind. Da ist noch etwas anderes. Laschet ist an seiner Selbsteinschätzung gescheitert. Als Ministerpräsident des größten Bundeslandes hat er geliefert. Geräuschlos führte er eine Landesregierung, die über nur eine einzige Stimme Mehrheit im Parlament verfügt. Das ist eine reife Leistung, und die Politik von CDU und FDP hat dem Land insgesamt sicher nicht geschadet. Dennoch haben ihm weder viele seiner Parteifreunde noch genügend Wähler zugetraut, ein guter Kanzler zu sein. Das hätte Laschet wissen können, weil die Basis der Union mit ihrer Söder-Mania genau das sagte. So geht er nun schwer, aber auch unter Wert geschlagen nach Berlin - als Scheinriese aus der Provinz.

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