Kriminalität Kriminelle Familienclans: So will Duisburg das Problem in den Griff bekommen

Im Duisburger Norden arbeiten zwei Staatsanwälte jetzt „vor Ort“. Sie sollen beim Kampf gegen die Clankriminalität helfen. Ihr Augenmerk gilt 70 Großfamilien mit 2800 Mitgliedern.

 Polizei und Justiz im Ruhrgebiet haben ihre Einsätze gegen kriminelle Clans seit einiger Zeit erheblich ausgeweitet - hier ein Bild von einem entsprechenden Einsatz in Essen im April 2018.

Polizei und Justiz im Ruhrgebiet haben ihre Einsätze gegen kriminelle Clans seit einiger Zeit erheblich ausgeweitet - hier ein Bild von einem entsprechenden Einsatz in Essen im April 2018.

Foto: Ina Fassbender

Duisburg. Im Kampf gegen die sogenannte Clankriminalität sollen nach Duisburg auch in anderen Städten „Staatsanwälte vor Ort“ zum Einsatz kommen. Nordrhein-Westfalens Justizminister Peter Biesenbach (CDU) wiederholte am Freitag seine Ankündigung, dass bei einem erfolgreichen Verlauf des Pilotprojekts in Duisburg eine Ausweitung auf „Nachbarstädte“ geplant sei. Die nächste Stadt sei bereits in einigen Monaten dran. Er deutete an, dass es sich dabei um Essen handeln könnte.

Unter dem Projekttitel „Staatsanwälte vor Ort“ kümmern sich seit Mitte Juni im Duisburger Norden zwei Staatsanwälte ausschließlich um Straftaten, die von Mitgliedern der 70 dort lebenden Großfamilien ausgehen. Die beiden Juristen sollen ihre Behörde stärker vernetzen, unter anderem mit der Polizei, städtischen Ämtern, dem Zoll, der Steuerfahndung oder der Arbeitsagentur. Jeweils einer der beiden soll regelmäßig im Norden anwesend sein und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Den „Staatsanwälten vor Ort“ steht dafür auch ein Büro im Stadtteil zur Verfügung. Nähere Angaben zu den beiden wie etwa Alter oder Geschlecht wollte die Staatsanwaltschaft nicht machen. Es handele sich um „erfahrene“ Staatsanwälte, hieß es.

Die Clankriminalität habe im Duisburger Norden Ausmaße angenommen, die eine konzertierte Aktion des Staates geböten, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Duisburg, Horst Bien. In Duisburg gebe es rund 70 türkisch-, kurdisch- und arabischstämmige Großfamilien, denen mehr als 2800 Personen zugerechnet würden. Diese seien nicht alle kriminell, aber es gelte, genau hinzuschauen, so Bien. Vor allem männliche Clanmitglieder würden strafrechtlich auffällig. Häufig gehe es um Körperverletzung, Raub, Erpressung und Drogenkriminalität.

„Wir wollen damit ein Zeichen setzen, nicht nur Bürgern gegenüber. Sondern es soll auch ein deutliches Signal sein an die kriminelle Szene in NRW. Denen wollen wir massiv auf die Füße treten“, sagte Biesenbach. „Wir wollen die Hoheit des Rechtsstaates auch im Duisburger Norden wiedergewinnen.“ Eine erste Bilanz der Tätigkeit der beiden Staatsanwälte wolle man bereits in einigen Monaten ziehen. Als Vorbild für den Einsatz der Sonder-Staatsanwälte nannte der Minister den Kampf der italienischen Polizei gegen die Mafia.

Polizei und Justiz im Ruhrgebiet haben ihre Einsätze gegen kriminelle Clans seit einiger Zeit erheblich ausgeweitet. In Essen gab es in den vergangenen Wochen mehrfach groß angelegte Razzien gegen Clans libanesisch-arabischen Ursprungs. dpa

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