Wirbelnder Spuk in Elmpt — ein Tornado?

Die WZ sprach mit Experten über besondere Wetterkapriolen am Dienstagabend.

Wirbelnder Spuk in Elmpt — ein Tornado?
Foto: ahlen

Niederkrüchten. Dienstagabend, kurz vor 18 Uhr. Auf dem Sportplatz an der Lehmkul in Niederkrüchten-Elmpt trainiert eine Mannschaft von Kindern im Grundschulalter. Ein Stück weiter, in der Kita „Unter’m Regenbogen“, sitzen die Erzieherinnen noch in einer Teamsitzung.

„Und da flogen plötzlich diese Netze am Fenster vorbei“, sagt Janina Nowak. Ihre Kolleginnen zückten sofort die Handys und hielten fest, was da um sie herum geschah. Mit diesen riesigen schwarzen Netzen schützen Landwirte ihre jungen Pflanzen vor Vogelfraß.

Der Spuk dauerte nur wenige Sekunden. Später stellte sich heraus, dass etliche Häuser im Bereich der Hauptstraße, Im Grund und auch im Malerviertel betroffen waren. Auch an der Grundschule fegte der Wind Ziegel vom Dach. Mit Hilfe der Feuerwehr konnte aber hier schnell Abhilfe geschaffen werden, so dass gestern wieder planmäßiger Unterricht stattfand. Auch die betroffenen Hausbesitzer griffen zur Selbsthilfe oder meldeten sich bei örtlichen Dachdecker-Unternehmen. Weder bei der Polizei noch beim Ordnungsamt ging ein Notruf ein.

Für Elmpt ist es das zweite Mal in wenigen Jahren, dass der Ort von einem solchen Wetterphänomen heimgesucht wird. Am 26. August 2011 war der gesamte Westkreis Viersen von einem Unwetter betroffen, unter anderem stürzte auch ein Baum auf eine Oberleitung der Bahn, ein Zug musste evakuiert werden. Dabei richtete wahrscheinlich ebenfalls ein kleiner Tornado großen Schaden in den Javelin-Barracks in Elmpt an.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Essen kann bei der Einordnung des Phänomens zunächst nicht helfen. Auf den Radar- und Satelliten-Bildern von Dienstagabend ist eine kleine „Schauerzelle“ zu erkennen, aber nichts deutet auf einen Sturm hin. Doch die Meteorologen wissen: Für solche lokal ganz eng begrenzten Wetter-Auswirkungen sind die Geräte nicht genau genug.

Um zu beurteilen, was ein Tornado ist und was nicht, haben sie ihren Tornado-Experten Andreas Friedrich in Offenbach. Der nimmt die Augenzeugen-Berichte auf, sichtet Fotos und Videos, die ihm zugeschickt werden. Nach den ersten Berichten aus Elmpt kann er sich gut vorstellen, dass es sich um einen schwachen Tornado gehandelt haben könnte. Zehn bis 20 davon gibt es deutschlandweit nach den DWD-Aufzeichnungen jährlich.

Damit ein Tornado entstehen kann, müssen viele Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein, unter anderem müssen bestimmte Windverhältnisse herrschen. Und das Phänomen tritt nur bei instabilen Wetterlagen auf, und dann meist am frühen Abend.

Um den „Tornado-Verdachtsfall“ in Elmpt besser aufklären zu können, bittet Experte Friedrich darum, dass sich Augenzeugen bei ihm melden. Er ist zu Bürozeiten unter der Telefonnummer 069/8062-4503 zu erreichen.

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