Zwischen Eishalle und Schule

Profi-Sportler Sinan Akdag spielt nicht nur bei den Krefelder Pinguinen. Nebenbei hat er auch noch sein Abitur gemacht.

St. Tönis. Für den Tönisvorster Sinan Akdag, Eishockey-Nationalspieler in Diensten der Krefeld Pinguine, war die Vorbereitung auf seine erste Weltmeisterschaft besonders hart: Neben den Trainingseinheiten legte er am Weiterbildungskolleg des Kreises Viersen seine Abiturprüfung ab. Zwei Jahre besuchte der 22-jährige Abwehrspieler das Abendgymnasium am Schulstandort Krefeld.

Das Abitur hatte der gebürtige Rosenheimer fest geplant. Doch nach seinem Wechsel an den Niederrhein musste er nach der elften Klasse das Finsterwalder Gymnasium in seiner bayrischen Heimat verlassen. „Das Abitur wollte ich trotzdem“, sagt Sinan Akdag.

Mit den Unterrichtszeiten auf einem Berufskolleg war der Profisport allerdings nicht zu vereinbaren — dafür mit den Angeboten des Weiterbildungskollegs. „Training ist meist von 9 bis 13 Uhr. Ich dachte mir, dass ich meine Abende sinnvoller nutzen sollte als vor dem Fernseher zu sitzen“, sagt der Sportler mit bereits mehr als 200 Partien in der höchsten Spielklasse DEL auf dem Buckel.

„Sinan Akdag war ein disziplinierter Student“, sagt Karl-Heinz Loch, Schulleiter des Berufskollegs. Gelernt hat der Nationalspieler vor den Unterrichtsstunden oder abends. „Die Mitspieler haben anfangs schon gelacht“, sagt er. „Von den anderen geht ja keiner mehr zur Schule.“ Auf Auswärtsfahrten zu Spielen in Berlin, Hamburg oder Mannheim blieben die Lernsachen aber zu Hause. „Da schauen wir Filme oder spielen Karten.“ Stressig wurde es nur bei der WM-Vorbereitung im Frühjahr. Dann pendelte Akdag zwischen Trainingslager und Abi-Klausuren.

Bereut hat der Eishockey-Profi seine Entscheidung nicht — im Gegenteil. „Die zwei Jahre waren durchweg positiv: Die Lehrer am Weiterbildungskolleg haben uns immer unterstützt, falls wir Probleme oder Fragen hatten“, sagt er. Das Weiterbildungskolleg sei eine Chance für junge Sportler, die früh einen Profi-Vertrag unterschreiben und die Schule abbrechen müssen. „Es ist toll, dass unser Weiterbildungskolleg mit flexiblen Angeboten jungen Menschen wie Sinan Akdag eine Perspektive bietet“, sagt Lothar Thorissen, Leiter des Amtes für Schulen, Jugend und Familie des Kreises Viersen.

Nun möchte sich Sinan Akdag weiterbilden und seinen Interessen für Finanzen und Controlling folgend ein BWL-Studium beginnen. Und zwar an der Fern-Universität. Ein Präsenzstudium ist mit den Trainingszeiten nicht vereinbar. Und für die Zeit nach der Karriere hat der junge Sportler bereits Pläne. Mit Eishockey haben die aber nichts zu tun. „Ich möchte einen normalen Beruf — deswegen ist es schon mal sehr gut, dass ich mein Abitur in der Tasche habe. Und ich hoffe, dass ich auch mein Studium packe.“

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