Aus der Landwirtschaft : Zu Besuch in Anrath: So läuft’s auf dem Biohof
Anrath In der WZ-Serie zur Landwirtschaft geht es heute um das Thema Bio. Auf dem Stautenhof in Anrath setzt Familie Leiders schon seit 1997 auf dieses Konzept. Damals gehörten die Willicher zu den Pionieren auf diesem Gebiet.
Das menschliche Geschwisterpaar quieckt fast genauso vergnügt vor dem Gatter wie die Ferkel dahinter. Die spielen mit Stroh, trotten durch die Futterrinne oder nehmen einfach nur ein Sonnenbad. Eine Sau schubbert eine ihrer Flanken an der Stallmauer. Doch das Vergnügen der beiden Kinder wechselt rasch erst in Erstaunen und dann in ein schaurig-schönes Schaudern: „Iiih. Guck mal!“ Der Junge zeigt auf den dicken Urinstrahl der Muttersau. Und auf ein weiteres Borstenvieh, das gerade aus der Tür tritt und eine Munddusche davon nimmt. Tja, das ist Natur pur und davon gibt es eine Menge auf dem Stautenhof in Anrath. Die Familie Leiders betreibt dort seit 1997 einen
Biohof.
Der Junge und seine Schwester haben sich ob des Anblicks von den Schweinen zur Weide gegenüber begeben. Dort grasen junge Esel, zwei Haflinger, Bullen und Schafe mit Kuschelfaktor. „Ich nenne das hier unsere Deko-Wiese“, sagt Anika Launert, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit auf dem Stautenhof.
Die Nachbarn der Schweine sind die weißen Hühner der Linie 757. Sie kommen als Eintagsküken auf den Hof, leben in den ersten sechs Wochen in einem warmen Raum, bis ihr Gefieder ausgebildet ist. Nach weiteren sechs Wochen auf der Wiese werden sie auf dem Hof von einem der angestellten Landwirte geschlachtet. Auf dem Stautenhof schlachten die Landwirte. Durch die vertrauten Personen seien die Tiere ruhig. Die Metzger übernehmen das geschlachtete Tier. „Unsere Tiere leben dreimal länger als die von konventionellen Höfen“, erläutert Launert. Die Hähnchen, die in umgebauten Sauenställen Futter und Deckung erhalten, werden von Ziegen bewacht. „Sie vertreiben die Krähen, die sonst Tiere schlagen.“ Der Vorteil der Hähnchen sei ihr gutes Fleisch. Auch die Schweizer Landrasse bei den Muttersauen sei durch gute Fleischqualität bekannt. Die noch von den Vätern, den Duroc-Ebern Helmut und Eros, verstärkt würden. 50 Muttersauen – diese Rasse steht ebenfalls für gute Muttereigenschaften – sorgen für Nachwuchs. Aufs Jahr gesehen werden etwa 900 Schweine für die Mast geboren, so Hof-Chef Christoph Leiders.
Beim Foto für die WZ sollte Leiders sich für etwas entscheiden, auf das er besonders stolz ist. Nach einiger Überlegung entscheidet er sich für die braunen Lohmann-Hühner, die auf einer großen Wiese mit viel Klee in drei Hühnerhotels – pro Mobil 800 Hennen und 10 Hähne – leben. Diese Rasse sei gut fürs Freiland geeignet und relativ mobil, erklärt der 52-Jährige. Auf die Frage, warum er sich für die Hühner als Fotomodelle entschieden hat, antwortet der Landwirt geschickt: „Ich bin auf alle unsere Tiere stolz.“ Aber die grüne Wiese mit den vielen Hühnern und den mobilen Unterständen mit den Solarzellen auf dem Dach ergäben eben ein gutes Fotomotiv.
Das Federvieh ist recht pflegeleicht. Einmal in der Woche muss Futter nachgefüllt werden und alle 14 Tage wird das Hotel weiter auf der Wiese gezogen, damit es immer Grünes zu picken hat. Das danken sie mit im Schnitt 750 Eiern pro Mobil am Tag. „Die haben einen schönen dunkel-gelben Dotter. In der konventionellen Haltung kann dies nur durch ein Futter, das nach der Farbkarte gemischt wird, erreicht werden“, sagt Leiders. Er hält diese Art der Haltung für „die beste Form für Legehennen“.