Rupert-Neudeck-Gesamtschule Tönisvorst Zirkusakrobatik statt Matheunterricht

St. Tönis · In der Rupert-Neudeck-Gesamtschule weht zum ersten Mal Zirkusluft. Der Zirkus Zapp Zarap hat sein Zelt aufgeschlagen. Möglich macht es das Landesprogrammes „Ankommen und Aufholen nach Corona“.

 St. Tönis, Zirkusprojekt an der Rupert-Neudeck-Gesamtschule

St. Tönis, Zirkusprojekt an der Rupert-Neudeck-Gesamtschule

Foto: Norbert Prümen

„Die Pütterkes an die Kugel, den ganzen Fuß dagegen setzen und halten. Ich zähle jetzt bis drei, dann gebt ihr Druck auf die Kugel und drückt sie ganz langsam nach oben“, gibt Vera Schwandt vor. Zehn Kinderfüße bringen sich in Position. Kaum hat die Lehrerin der Rupert-Neudeck-Gesamtschule das Wörtchen „drei“ ausgesprochen, bewegt sich die orange Kugel in die Höhe. Den Gesichtern von Philipp, Elias, Lukas, Paul und Alexia, die sternförmig um die Kugel liegen, ist die Konzentration anzusehen. Doch es geht nicht nur darum, die große Kugel gemeinsam mit den Füßen in die Luft zu bringen, sondern sie soll auch langsam gedreht werden, ohne dass sie dabei runterfällt. Dieser Schwierigkeitsgrad wird aber ebenso mit Bravour gemeistert.

In der St. Töniser Gesamtschule hat sich Zirkusluft ausgebreitet. Der Zirkus Zapp Zarap ist eingezogen. Statt Mathe und Co. stehen für eine Woche Fächer wie Akrobatik, Jonglage, Feuerspucken, Clownerie, Kugel laufen, Trapezarbeit und vieles mehr auf dem Stundenplan der Fünft- und Sechstklässler. Für die Gesamtschule ist es eine Premiere. Möglich macht es das Landesprogramm „Ankommen und Aufholen nach Corona“, durch das Geld zur Verfügung gestellt wird. „Wir möchten das Schulleben, das soziale Miteinander in den Vordergrund stellen und fördern. Es hat durch die Corona-Zeit gelitten. Es gibt nicht nur den Aspekt der fachlichen Defizite, sondern auch die soziale Komponente. Gerade bei den jüngeren Schülern besteht Aufholbedarf“, sagt Thomas Bissels, der didaktische Leiter der Rupert-Neudeck-Gesamtschule.

Auf der Wiese hinter der Turnhalle geht es vielschichtig zu. Bunte Teller drehen sich auf schmalen Stäben, Hula-Hoop-Reifen wirbeln um Körper, und Jonglierkeulen fliegen durch die Luft. Lachen ist aus der Ecke zu hören, wo die Clowns gerade eine Nummer einstudieren.

In Sachen Seiltanz laufen indes noch die Vorbereitungen. Die Seilanlage wird gespannt und dicke Turnmappen rund um die Gerätschaft gelegt. Dann geht es auch dort los. Während sich die einen, wie die elfjährige Asma, schon leichtfüßig und freihändig über das Seil bewegen, greifen andere lieber noch zur Hand der Referendarin Kira Riesner und bewältigen die Strecke auf dem Seil mit Unterstützung.

Nach der langen Zeit von Lockdown, Distanz- und Wechselunterricht soll das Projekt dazu beitragen, gemäß dem Schulmotto „m³- menschlich-mutig-miteinander“ die Schule wieder zu einem Lebens- und Lernort zu machen und die Gemeinschaft zu stärken. Schon allein die Vorbereitungen waren ein erster Schritt in diese Richtung. Lehrer und Schüler der Stufe zehn wurden vorab in Workshops gemeinsam zu Helfern ausgebildet. „Bei einem solchen Workshop begegnen sich Lehrer und Schüler auf einer ganz anderen Ebene“, sagt Bissels.

Das Zelt wurde derweil gemeinsam mit den Eltern aufgestellt und stellte Kontakte her, die über Schulsprechtage hinaus reichen. Nun stehen die rund 230 Schüler der fünften und sechsten Klasse im Mittelpunkt. „Es ist fantastisch zu sehen, welche Talente Schüler entwickeln und wie sie in diesem Projekt aufgehen“, hebt Bissels hervor.

Bei den Kugeln hat indes das Laufen auf ihnen gestartet. Mit Schwandt und Zehntklässler Ochko als Helfer steigen Felix und Nick auf die Kugeln. Balance halten ist angesagt. Im eigentlichen Zirkuszelt ist Alexandra Mattausch mit der Trapezgruppe beschäftigt. Die Zirkuspädagogin von Zapp Zarap hat das Trapez mit den drei Stangen heruntergelassen. Lena, Sophie und Pia hängen kopfüber an den Rundhölzern und folgen den Anweisungen der Fachfrau.

Bei ihrem Kollegen Boris Kuß lodern derweil die Flammen. Der Zirkuspädagoge betreut den Part Feuerspiele. Feuerschlucken steht an. Vor dem staunenden jungen Publikum führt er den brennenden Stab in langsamen Bewegungen zum Mund und schluckt das Feuer. „Es ist wichtig, den Kopf weit in den Nacken zu legen“, erklärt Kuß. Doch bevor die jungen Artisten das erste Mal Feuer schlucken dürfen, geht es an die Trockenübungen, das heißt, der Bewegungsablauf als solcher wird geübt.

Eins ist sicher: Bei den Aufführungen können sich die Besucher auf einige Überraschungen gefasst machen.

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