Bau- und Umweltausschuss in Tönisvorst Neuer Aktionsplan für besseres Klima

Tönisvorst. · Der Klimaschutz war das beherrschende Thema im Bau- und Umweltausschuss.

  Vorgärten in Kies – so soll es in Tönisvorst möglichst nicht aussehen, meint ein Antragsteller. Statt Sanktionen soll es Aufklärung geben.

Vorgärten in Kies – so soll es in Tönisvorst möglichst nicht aussehen, meint ein Antragsteller. Statt Sanktionen soll es Aufklärung geben.

Foto: Helmut Scheffler

Es ist erst mal nur eine Absichtserklärung, die die Tönisvorster Verwaltung im Ausschuss vorlegt und vollmundig „das zehn Punkte Arbeitsprogramm der Stadt Tönisvorst zur Unterstützung der Resolution zum Klimanotstand“ nennt. Dass er „nicht formelhaft, grundsätzlich und überall“ die Frage nach der Klimaauswirkung stellen wolle, macht Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) gleich klar: „Wenn es um die Erweiterung einer Kindertagesstätte geht, ist das nämlich schwierig.“ Ob wirklich innovative Ideen zum Klimaschutz auf den Tisch kommen und eine Mehrheit finden, muss sich auch noch zeigen. Aber es ist – ein halbes Jahr, nachdem die Stadt als eine der ersten am Niederrhein den Klimanotstand ausgerufen hat – ein Anfang.

So soll also jetzt, laut Zehn-Punkte-Plan, der Klimaschutz als gesamtstädtische Aufgabe wahrgenommen werden, wenn möglich sollen zu allen Projekten klimafreundliche Alternativen vorgestellt werden. Auch werden die Berichte des Weltklimarates bei der Bekämpfung des Klimawandels berücksichtigt, und die Parteien verpflichten sich, über ihre Landes- und Bundesfraktionen dafür zu sorgen, dass die Einführung eines Klimaschutzgesetzes geprüft wird. Das städtische Klimaschutzkonzept wird fortgeschrieben und ein neues Energiekonzept erarbeitet. Auch Verkehrsplanung und Mobilitätskonzept sollen den Klimaaspekt berücksichtigen.

Etwas konkreter sind die Anträge. So hat der Ausschuss auf Antrag der CDU-Fraktion die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob der Radweg entlang der ehemaligen Schluff-Trasse von der Verbindungsstraße über die Düsseldorfer Straße ausgebaut werden kann. Dabei sollen, das fügen UWT und Grüne hinzu, der Radweg von Schlaglöchern und Wurzeleinwuchs befreit und die sogenannten Drängelgitter erweitert werden, damit auch Lastenräder durchfahren können.

 So könnte es auch in Tönisvorst aussehen: Die Photovoltaikanlage der Bürger Solar Willich eG auf dem Technischen Rathaus in Neersen.

So könnte es auch in Tönisvorst aussehen: Die Photovoltaikanlage der Bürger Solar Willich eG auf dem Technischen Rathaus in Neersen.

Foto: BSW

Der Kreis Viersen hat einen Klimaschutzmanager eingestellt

Einen Sachstandsbericht, wieweit der Klimaschutz schon ist, beantragt die SPD-Fraktion und erfährt, dass der Kreis einen Klimaschutzmanager eingestellt hat, energetische Gebäudesanierung unterstützt und Flächen für Windkraft ausgewiesen hat. Außerdem würden die städtischen Gebäude mit Öko-Strom versorgt und die Hausmeister seien darin geschult, Energie einzusparen. Spontan beantragt die SPD, bei städtischen Neubauten die Möglichkeit von Photovoltaik auf den Dächern „mitzudenken“, wie Hans Joachim Kremser sich ausdrückt. Die CDU-Fraktion bittet zu prüfen, ob eine Solaranlage auf dem Dach des Schwimmbads die Energiekosten senken könnte.

Die Grünen machen sich mit einem Antrag für Aufforstung stark. „Die Bäume verringern den CO2-Gehalt und tragen damit maßgeblich zur Bekämpfung der Klimakrise bei“, sagt Volker König. „Das Ziel sollte es sein, zum Jahresende mehr Bäume zu haben, als am Jahresanfang, zumal Tönisvorst die baumärmste Kommune im Kreis ist.“ Fachbereichsleiter Jörg Friedenberg gibt zu bedenken, dass viele Bäume gefällt werden müssten, weil ihre Wurzeln eine Gefahr für Gasleitungen darstellten oder krank seien. „Wir sorgen aber immer für Ersatzpflanzungen, nach Möglichkeit an gleicher Stelle“, sagt Friedenberg.

Hans Joachim Kremser (SPD) bringt nochmal das Kasernengelände Forstwald ins Spiel. Sechs Hektar Land könnte die Stadt dort von der Bundesanstalt für Immobilien erwerben und bis zu 3000 Bäume pflanzen. Die SPD hat schon mal einen „Bürgerwald“ für das Gelände vorgeschlagen, fand dafür aber keine Mehrheit. Auch das Thema Steingärten kommt auf den Tisch. Schon 2018 hatte ein Bürger beantragt, die „Schotterwüsten“ zu verbieten. Stadt und Politiker waren sich einig, dass eine Sanktion schwierig sei und beschlossen, bei Neubaugebieten bepflanzte Vorgärten vorzuschreiben. Der aktuelle Antragsteller schlägt vor, die Bürger durch Aufklärung davon zu überzeugen, umwelt- und insektenfreundliche Bepflanzung zu
bevorzugen.

Die CDU-Fraktion lässt dem Taten folgen und bietet auf ihrer Internetseite ab sofort eine Infobroschüre an. „Mit Argumenten kann man viel erreichen“, ist Alexander Decher (CDU) überzeugt. Das Ziel sei das Umdenken des Einzelnen.

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