Fahrdienste und Urlaubsreisen Wohin steuert die Reisebus-Branche?

Tönisvorst · Lars Steckelbruck vom Familienunternehmen A&H „Der Tönisvorster“ schaut verhalten optimistisch in die Zukunft.

 Eine lange Zwangspause hatten Busunternehmen durch die Corona-Krise. Lars Steckelbruck vom Tönisvorster Unternehmen A&H Reisen beispielsweise. Mit seinen Bussen fährt er regelmäßig auch die Eishockeyspieler vom KEV. Außerdem Schulklassen und Vereine.

Eine lange Zwangspause hatten Busunternehmen durch die Corona-Krise. Lars Steckelbruck vom Tönisvorster Unternehmen A&H Reisen beispielsweise. Mit seinen Bussen fährt er regelmäßig auch die Eishockeyspieler vom KEV. Außerdem Schulklassen und Vereine.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

16 Reisebusse für ein SOS. Busunternehmer aus Nordrhein-Westfalen haben am Mittwoch auf den Rhein-Wiesen in Düsseldorf parkend protestiert: „Bus NRW SOS“ war aus der Fahrzeug-Formation zu lesen. Der Hilferuf der gesamten Branche in Deutschland wurde zugleich mit einem Bus-Korso in der Hauptstadt sichtbar gemacht.

Ob Düsseldorf oder Berlin – Betriebe fordern mehr staatliche Unterstützung. Wie eine Parkkralle hat die Corona-Krise den Reisetourismus über Wochen festgesetzt. Kaum Kilometer, Einnahmen gleich Null.

Familienunternehmen,
geführt in dritter Generation

Persönlich nicht in Düsseldorf dabei, aber mit Herz und Überzeugung bei den Protestaussagen war Lars Steckelbruck. Er führt das Unternehmen A & H Reisen Dieckmeyer in Tönisvorst.

14 Busse, darunter vier große Reisebusse und etliche Achtsitzer, gehören zu seinem Fuhrpark. Es handelt sich um einen Betrieb, der seit 1969 in Familienbesitz ist und mit Lars Steckelbruck in dritter Generation geleitet wird.

Bushalle im Gewerbegebiet Tempelshof in St. Tönis

„Ab Mitte März ging gar nichts mehr“, sagt Lars Steckelbruck. Die Fahrzeuge standen still, die Bushalle im Gewerbegebiet Tempelshof war voll.

Keine Urlaubsfahrten, Tagesreisen, Schüler-, Sportler- und Behindertentransporte mehr. 25 Mitarbeiter, Festangestellte und Mini-Jobber, hatten von heute auf morgen nichts mehr zu tun.

Ein Gefühl der Ohnmacht sei das gewesen. Kurzarbeit wurde angemeldet, auch die Mini-Jobber wurden weiter bezahlt, so Steckelbruck: „Die können doch nichts dafür“, sagt er. Ein gutes Betriebsklima sei dem Unternehmen immer wichtig ­gewesen.

Die Soforthilfe kam prompt, unkompliziert, leichter zu beantragen als die Kurzarbeit, sagt Steckelbruck. „Für den Anfang war das gut.“

Geschenkte „Elternzeit“
für den jungen Vater

Der Stillstand hatte anfänglich auch seine gute Seite: „Ich bin gerade Vater geworden und konnte mich über geschenkte Elternzeit freuen“, sagt er.

Aber die Lage wird immer schwieriger, auch wenn sich jetzt Lockerungen durchsetzen. „Schulen haben bis Ende des Jahres alle Fahrten gecancelt. Der Reisesektor ruht. Bis Ende des Jahres werde er keine Tages- oder Mehrtagesreisen mehr im Angebot haben. Auch keine Fahrten zu Weihnachtsmärkten.

Sporadische Fahrten retten
auf Dauer nicht

Sporadisch werden nun Schüler zur Schule gebracht und Menschen mit Behinderungen zu Werkstätten. „Aber das rettet nicht.“ Ginge das so mau weiter, sei das wirtschaftlich keine drei Monate durchzuhalten. „Maximal“, sagt Steckelbruck.

Er hat noch Kredite abzuzahlen für zwei neue Busse, die er 2017 und 2019 angeschafft hat. „Das sind rollende Einfamilienhäuser“, sagt er. Selbst wenn er wollte: Es gibt zurzeit keinen Markt, wo man einen Bus angemessen verkaufen könne.

Regelmäßig liest sich Lars Steckelbruck durch die Vorschriften, die der Dachverband dem Bus-Unternehmen zusendet, und durch die Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen. Aber woanders ist dann wieder alles anders: „Hier im Land darf ich ab dem 30. Mai wieder fahren, in Rheinland-Pfalz und Bayern aber ist das noch untersagt.“

Wo er im Herbst wirtschaftlich stehen wird? Steckelbruck weiß es nicht. „Ist wie Lottospielen.“ Er meint, dass zurzeit noch viele Vorbehalte haben, zu reisen. Erst wenn die Zahl der Infektionen noch weiter sinke, werde auch die Angst weniger und es wieder besser laufen.

Er hofft auf Reiseangebote ab Frühjahr 2021. Und auf staatliche Hilfe. Er ist sogar optimistisch, dass da was kommt, um die Branche zu retten. „Uns bleibt nur das Abwarten.“

Dass er kürzlich zum ersten Mal seit Wochen wieder am Steuer eines Reisebusses saß, um sieben Personen zu transportieren, sei ein tolles Gefühl gewesen. „Wieder den Rhythmus zu haben, etwas zu tun zu bekommen, hat sich gut angefühlt.“ Mundschutz müsse halt sein. Eine zusätzliche Plexiglasscheibe hat er nicht einbauen lassen. „Ich habe die ersten vier Reihen im Bus frei gehalten. Da war Abstand gegeben.“

Eishockey-Nachwuchs der Krefelder zählt zur Kundschaft

Er freut sich, wenn sein Betrieb wieder Vereine, Senioren und Sportler fährt. Wie das Akkordeon-Orchester St. Tönis, mit dem „der Tönisvorster“ 2019 für vier Tage Erfurt ansteuerte.

Feste Einnahmen und Touren bedeuten auch die Liga-Fahrten für den Krefelder Eishockey-Nachwuchs – bundesweit. Wenn der Puck wieder rollt wie der Touren-Bus mit dem Emblem des KEV.

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