Willkommen im virtuellen Lesesaal

Die Digitalisierung der Bestände des Willicher Stadtarchivs hat begonnen. Sie werden ab Herbst im Internet zu finden sein.

Willkommen im virtuellen Lesesaal
Foto: CDU

Willich. Für das Willicher Stadtarchiv hat ein neues Zeitalter begonnen. Die Rede ist vom Start der kompletten Digitalisierung. Ziel ist es, nach der Erfassung der Daten in einem zweiten Schritt sämtliche Akten, Festschriften, Kirchenbücher, Zeitungen, Nachlässe und Fotos online verfügbar zu machen, soweit dies vom Archivgesetz erlaubt wird. Dies geschieht ab Herbst auf dem neuen Archivportal des Landes NRW. Schon jetzt ist die Stadt Willich dort zu finden — allerdings noch ohne Inhalte.

„Wir haben einen Großscanner angeschafft, und eine Kollegin hat jetzt damit begonnen, die Archivbestände im Akkord einzuscannen“, berichtet Stadtarchivar Udo Holzenthal. Der Vorsitzende des zuständigen Sport- und Kulturausschusses, Franz Auling (CDU), nahm die entsprechenden Arbeiten im Verwaltungsgebäude St. Bernhard in Schiefbahn selbst in Augenschein. „Nachdem die mit der Digitalisierung befassten städtischen Mitarbeiter zunächst noch eine Schulung erfolgreich absolviert hatten, konnte jetzt mit der Digitalisierung begonnen werden“, berichtet er.

„Durch den Kauf entsprechender technischer Geräte und Software haben wir in Willich jetzt selbst die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Archivalien bis zur Größe einer Zeitungsseite digitalisiert werden können“, betont Auling. „Wir haben damit einen wichtigen Beitrag geleistet, dass historisches Wissen unserer Stadt auch in digitaler Form erhalten bleibt.“ Er freue sich darüber, dass das Willicher Stadtarchiv den Weg in die digitale Welt beschreitet.

„An diesem Trend geht kein Weg vorbei: Alles muss online vorliegen“, berichtet Udo Holzenthal. Andere Länder — etwa die Niederlande — seien da schon viel weiter. In Deutschland sind Köln und Greven Vorreiter für den „virtuellen Lesesaal im Internet“.

Was wird nach dem Einscannen als PDF-Datei online verfügbar sein? Nach Auskunft Holzenthals gibt dazu das Archivgesetz den Rahmen vor: Erst nach einer Frist von 30 Jahren dürfen Akten nutzbar gemacht werden — also derzeit alles von vor 1988. Persönliche Dinge erst zehn Jahre nach dem Tod der entsprechenden Person.

Was wird online als erstes verfügbar sein? Nach Auskunft des Stadtarchivars habe man dazu eine Prioritätenliste aufgestellt. Informationen zu Ehrenbürgerschaften, Grenzziehungen, Landes- und Kreisangelegenheiten finden sich hier ganz oben. „Das sind alles Sachen, die oft nachgefragt werden.“

Auch das Erfassen ganzer Zeitungsseiten habe man auf dem Plan. „Die spielen eine große Rolle“, betont Holzenthal. Neben den Lokalausgaben von Westdeutscher Zeitung und Rheinischer Post stehen ältere Druckerzeugnisse wie „Heimat im Blickpunkt“, die „Alt-Schiefbahner Heimatblätter“ und „Willicher Volkszeitung“ auf dem Zettel. Sie sollen mittelfristig verfügbar sein.

Mit der Digitalisierung ist derzeit nur eine Mitarbeiterin beschäftigt. „In Akkordarbeit schafft sie eine ganze Menge“, betont der Archivar. Außerdem habe man einen Förderantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gestellt. Wenn er bewilligt werde, können auf diesem Weg weitere Archivarien erfasst werden. Schon jetzt wird das Personenregister der Stadt extern in einer Werkstatt in Bettburg-Hau erfasst. Wie Franz Auling erfahren hat, solle dieser Vorgang schon in der ersten Septemberhälfte abgeschlossen sein.

Die Digitalisierung des Archivbestands geht auf Beschlüsse des Stadtrats von 2017 zurück. Dieser legte damals fest, das Stadtarchiv nicht in das neue Kreisarchiv einzubringen, das in Dülken gebaut wird. Ein wichtiger Grund für die Entscheidungsfindung der CDU-Fraktion sei gewesen, dass das Willicher Archivgut so schneller und umfangreicher digitalisiert werden könne, berichtet Franz Auling.

„Die umfangreiche Digitalisierung ist uns sehr wichtig. Denn so können wir das Archivgut dem Bürger einfacher zugänglich machen und sichern unsere Geschichte außerdem in digitaler Form. Künftig wird es möglich sein, dass beispielsweise Heimatforscher oder Schüler von zu Hause aus unsere Archivalien anschauen können“, sagt Auling. Die Entscheidung für eine Digitalisierung des Stadtarchives sei daher „im hohen Maße bürgerfreundlich und zukunftsgerichtet“.

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