Willicher zerpflücken Gutachten zur Rettungswache

Die Rettungswache von Anrath nach Vorst verlegen? Davon halten Verwaltungsfachleute und Politiker in der Stadt nichts.

Willicher zerpflücken Gutachten zur Rettungswache
Foto: CDU Willich

Willich. Der Inhalt ist in vielen zentralen Punkten nicht nachvollziehbar. Und dass das Sachverständigengutachten zur rettungsdienstlichen Bedarfsplanung im Kreis Viersen zuerst der Presse und erst dann dem Verwaltungsvorstand bekanntgegeben wurde, hat für großen Ärger gesorgt.

Dieser Ärger wurde nur durch die gutachterliche Empfehlung getoppt, die erst ein Jahr alte Rettungswache in Anrath aufzugeben und nach Vorst zu verlegen. Im Ausschuss für Abgaben, Gebühren und Satzungen wurde jetzt vor allem der Kreis kritisiert. Kämmerer und Erster Beigeordnete Willy Kerbusch drückte es so aus: „Die Kommunikation mit dem Kreis klappt nicht optimal.“ Dass die neu errichtete Anrather Rettungswache laut Gutachter nach rund einem Jahr nicht mehr gebraucht werde, sei keinem Willicher Bürger zu vermitteln.

„Wir haben andere Investitionen zurückgestellt, um die Rettungswache bauen zu können“, sagte Kerbusch. Dass die Verwaltungsspitze nicht rechtzeitig informiert wurde, habe sie sehr verärgert. „Ich spreche da auch im Namen von Bürgermeister Josef Heyes“, sagte Kerbusch.

Ralf Klein (FDP) sagte: „Es ist nicht zu verstehen, dass die Rettungswache jetzt auch nur ansatzweise in Frage gestellt wird.“ Man habe den Eindruck, der Kreis handele unkoordiniert, habe Verfahrensfehler begangen und auch das Gutachten stecke voller sachlicher Fehler.

Etliche davon sprach Geschäftsbereichsleiter Martin Zinnel an. Zunächst sagte er: „Der Gutachter — die Forplan Dr. Schmiedel GmbH — ist nicht irgendein Krauter, er ist in der Branche schon ein Schwergewicht.“ Allerdings habe es den Anschein, als habe sich dieses „Schwergewicht“ hier mehrfach schwer verhoben. Zinnel kann nicht verstehen, wie der Gutachter zu dem Ergebnis kommt, Willicher Rettungsfahrzeuge seien in 47 Prozent der Zeit abgemeldet gewesen. Seine Mutmaßung: „Ob das vom Kreis bewusst so gesteuert worden ist?!“

Die Rettungsfahrzeuge seien tatsächlich nur ganz selten, nämlich zu 0,33 Prozent, nicht besetzt gewesen, zuletzt während der Grippewelle. Andere Wachen hätten Fahrten übernehmen können.

Zwischen Anrath und Vorst gebe es einen großen „Stolperstein“ in Form des Bahnübergangs. Zinnel hatte sich bei der Netz-AG der Bahn in Düsseldorf informiert, wie oft und wie lange die Schranken geschlossen sind. Er erfuhr, dass die Schranken-Schließzeiten für einen Güterzug zwischen zwei und zehn Minuten liegen und bei einem Personenzug zwischen fünf und zehn Minuten. An sieben Tagen fahren 957 Personen- und Güterzüge durch Anrath. „Wenn ich von einer mittleren Schrankenschließzeit von vier Minuten ausgehe, ist der Bahnübergang pro Stunde an 24 Minuten geschlossen“, erklärte Zinnel. Da die Züge in unterschiedlichen Zeitabständen fahren, könne dieser Wert mal höher und mal niedriger liegen. „Irgendwie ist das alles sehr erschreckend, da scheint politischer Wille dahinter zu stecken“, erklärte Uwe Rieder (CDU). Seine Frage: „Ist das Gutachten überhaupt haltbar, kann man es für voll nehmen?“

Mitte Mai soll es offiziell vorgestellt werden. „Die Hängepartie muss möglichst schnell ein Ende haben“, wünscht sich Willy Kerbusch. Alle sind gespannt, wie der Gutachter auf zahlreiche Ungereimtheiten reagieren wird.

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